Weihnachtsbotschaft der Kirchen: Flüchtlinge willkommen heißen

München/Würzburg/Bamberg - Katholische und evangelische Bischöfe haben an Weihnachten zu Toleranz gegenüber Flüchtlingen aufgerufen. In ihren Predigten verlangten sie, sich mit dem Umgang den Problemen der globalisierten Welt auseinanderzusetzen.
"Ohne Anerkennung des Anderen und Respekt vor jedem Menschen gibt es kein friedliches Zusammenleben", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in seiner Predigt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, erklärte: "Das christliche Europa hat heute die Aufgabe, seinen Umgang mit Flüchtlingen so neu zu ordnen, dass kein Mensch mehr im Mittelmeer ertrinken muss."
Marx warnte vor einfachen Antworten auf politische Krisen. "Die Welt ist durcheinandergeraten, stärker als zuvor", sagte der Münchner Erzbischof laut Redemanuskript. "Vereinfachungen, Schuldzuweisungen, Verschwörungstheorien, politische Ressentiments – solche Reaktionen gibt es in verschiedenen Teilen der Gesellschaft." Die Krisen in der Ukraine und im Nahen und Mittleren Osten, terroristische Anschläge und Flüchtlingsströme sorgten für Verunsicherung. Die Weihnachtsbotschaft der Menschwerdung Gottes mache deutlich: "Wir können nur gemeinsam leben und ein Gemeinwesen aufbauen, wenn wir uns auf Augenhöhe als Menschen begegnen, unabhängig von Herkunft, Religion und Geschichte."
Der evangelische Landesbischof Bedford-Strohm erinnerte an das Weihnachtswunder vor 100 Jahren. Die Kraft der Versöhnung sei stärker gewesen als der Hass des Ersten Weltkriegs. Deutsche und britische Soldaten waren am 25. Dezember 1914 auf dem Schlachtfeld in Flandern aus den Schützengräben gekrochen und hatten gemeinsam Weihnachtslieder gesungen. "Wir alle sind durch die Weihnachtsbotschaft dazu aufgerufen, am Friedensprojekt Europa mitzuwirken", erklärte Bedford-Strohm. Im Ersten Weltkrieg habe es kaum jemand für möglich gehalten, dass die Staaten in der Mitte Europas in Frieden miteinander leben.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht in Weihnachten eine Chance zum Brückenschlag zwischen Völkern und Kulturen. In Bethlehem sei Gott zu den Menschen gekommen, an der Krippe seien sich Galiläer und Leute aus Judäa, Hirten und Könige, Fremde und Einheimische begegnet, aus Fremden seien Freunde geworden, sagte Schick bei seiner Weihnachtspredigt. "Weihnachten darf nicht Geschichte sein, sondern muss Geschichte machen." Er rief dazu auf, die Kluft zwischen Einheimischen und Eingewanderten, Flüchtlingen und Asylbewerbern zu überbrücken und nicht durch gegenseitige Ablehnung zu vergrößern.
Probleme in Deutschland könnten nur mit der globalisierten Welt und nicht gegen sie gelöst werden. "Wenn jetzt einige bei uns so tun, als müssten sie Deutschland und Europa retten, dann wird das nicht funktionieren. Wir sind schon längst die Eine Welt und alles kommt darauf an, wie wir diese eine Welt gestalten."
Beim internationalen und interreligiösen Dialog der Wahrheit dürften aber auch Gräueltaten der islamischen Extremisten nicht verschwiegen werden. Sowohl über die brutalen Verbrechen von IS, Taliban, Boko Haram und Dschihadisten, die an die Kindermorde des Königs Herodes erinnerten, als auch die Foltermethoden der CIA und andere Kriegsverbrechen müsste geredet werden.
Auch der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sprach die Flüchtlingskrise an. "In diesen turbulenten Tagen, in denen die Krisengebiete der Erde wachsen und aus den geplagten Ländern viele Flüchtlinge zu uns kommen und um Asyl nachsuchen, sind wir aus dem Weihnachtsgeschehen heraus geradezu verpflichtet, sie willkommen zu heißen und ihre Not zu lindern", sagte Hofmann laut vorab verbreitetem Predigttext am Heiligen Abend im Kiliansdom. "Hass, Intoleranz, Ausländerfeindlichkeit und Brutalität haben nichts mit der Weihnachtsbotschaft zu tun."