Wegen Missbrauchsskandal: Abt des Klosters Ettal tritt zurück

Auf "dringende Bitte der Erzdiözese": Der Leiter des Gymnasiums übernimmtdie Verantwortung für den Missbrauch von Schülern durch einen Mönch. Der Bischof wurde zu spät über die Vorfälle informiert.
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Von hier startet die Bergtour zum Ettaler Mandl: Das oberbayerische Benediktinerkloster Ettal.
Mike Schmalz Von hier startet die Bergtour zum Ettaler Mandl: Das oberbayerische Benediktinerkloster Ettal.

MÜNCHEN - Auf "dringende Bitte der Erzdiözese": Der Leiter des Gymnasiums übernimmtdie Verantwortung für den Missbrauch von Schülern durch einen Mönch. Der Bischof wurde zu spät über die Vorfälle informiert.

Nach den schweren Missbrauchsvorwürfen am Klostergymnasium Ettal ist Abt Barnabas Bögle am Mittwoch mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten. Das Erzbischöfliche Ordinariat hatte den Abt zu dem Schritt gedrängt, weil das Kloster die Verdachtsfälle nicht sofort weitergemeldet und damit gegen kirchliche Richtlinien verstoßen habe.

In den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz vom 27. September 2002 ist klar geregelt, dass sämtliche Verdachtsfälle im Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche sofort der zuständigen Erzdiözese gemeldet werden müssen. Dort gibt es spezielle Beauftragte, die Hinweisen nachgehen. In der Erzdiözese München und Freising ist dafür derzeit Monsignore Siegfried Kneißl zuständig. Er wurde bereits ins Kloster nach Ettal geschickt. Der Monsignore soll bei der Aufarbeitung des Skandals helfen, Eltern, Schülern und Lehrern in den kommenden Tagen zur Seite stehen.

Die Benediktiner aus Ettal haben das Erzbischöfliche Ordinariat in München erst am Mittwochmorgen offiziell von den Verdachtsfällen informiert. Da hatte der Skandal bereits längst für Schlagzeilen gesorgt (AZ berichtet).

Generalvikar Prälat Peter Beer rief gestern Abt Bögle an und forderte ihn zum sofortigen Rücktritt auf. Der Abt übernehme damit die Verantwortung für den Verstoß gegen die bischöflichen Leitlinien, heißt es in einer Presseerklärung. Die Erzdiözese sehe in dem Rücktritt „einen respektablen und richtigen Schritt, um den guten Ruf der Schule und des Internats zu schützen und eine umfassende Aufklärung sowie eine positive Weiterentwicklung sicherzustellen.

Bekannt wurden die Missbrauchsfälle durch den Nachlass eines Ordensgeistlichen. Darin legt der Mönch eine Art Geständnis ab. Offenbar wurden Schüler von dem inzwischen verstorbenen Pater vor allem beim Sportunterricht sexuell missbraucht. Die Fälle sollen in den 1970er- und 80er-Jahren passiert sein.

In der vergangenen Woche meldeten sich zudem ehemalige Schüler des Internats, die ebenfalls von sexuellen Übergriffen berichteten. Am Montagabend berief das Klostergymnasium deshalb eigens eine Lehrerkonferenz ein, danach trat der Elternbeirat hinter verschlossenen Türen zusammen. Abt Bögle informierte anschließend in einem Brief alle Eltern der Ettaler Klosterschule. Der Abt entschuldigte sich darin für das Leid, das den Opfern angetan wurde und bat um Verzeihung.Ralph Hub

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