Wegen Blaualgen: Weniger Touristen kommen ins Fränkische Seenland

Wegen Blaualgen am Altmühlsee und dem Kleinen Brombachsee bleiben dem Fränkischem Seenland immer mehr Gäste fern. Tourismusvertreter fordern Maßnahmen.
von  Natascha Probst
Badeverbot am Altmühlsee: wegen Blaualgen. Viele Touristen schreckt das ab.
Badeverbot am Altmühlsee: wegen Blaualgen. Viele Touristen schreckt das ab. © Daniel Vogl/dpa

Über mehrere Wochen hinweg habe es diesen Sommer ein Badeverbot wegen Blaualgen gegeben, sagt Volker Sanwald. Er betreibt ein Feriencamp am Kleinen Brombachsee im Fränkischen Seenland. Die Zahl der Tagesgäste, die die Region besucht, sinkt, denn die Gefahr ist zu groß, dass man bei einem Besuch nicht in den See kann. Wenn jetzt nichts geschehe, werde es keine nächste Tourismusgeneration im Fränkischen Seenland mehr geben, sagt Sanwald.

Die Blaualge breitet sich im Altmühlsee seit Jahren aus - und mittlerweile auch im Kleinen Brombachsee. Immer wieder werden vom Gesundheitsamt Badewarnungen und -verbote verhängt.

Entwicklung ist schneller als im Rest Bayerns

Doch warum macht die Blaualge hier mehr Probleme als im Rest Bayerns? Schlimmer als anderswo sei es hier mit der Blaualge nicht, sagt Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Ansbach. Es gehe hier eben nur schneller als im Rest Bayerns. Das Fränkische Seenland ist bezüglich der Blaualge eine Art Vorreiter im Freistaat, weshalb hier auch mehrere Hochschulen an ihr forschen.

Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist der Altmühlsee nur 2,20 Meter tief. Die Nährstoffe der Blaualgen, die sich im Sediment befinden, werden also bei jedem Wind aufgewirbelt. Durch die geringe Tiefe ist der See auch wärmer als andere - und hat sich über die vergangenen 40 Jahre um vier Grad aufgeheizt. Blaualgen profitieren vom Klimawandel und der Gewässererwärmung, und haben es hier somit besonders komfortabel.

800.000 Kubikmeter Schlamm bilden Nährstoff für Blaualgen

Und dann wäre da noch der viele Schlamm im Wasser. Geschätzt 800.000 Kubikmeter phosphorreicher Schlamm befinden sich derzeit im Altmühlsee -  Nährstoff für die Blaualgen. Das Phosphor stamme zur Hälfte aus Kläranlagen und zur Hälfte aus der Landwirtschaft, sagt Keller. Bei Überflutung der Wiesen gerät es von den Wiesen in den See.

Geht es nach Sanwald, würde das Gesundheitsamt zu oft und zu voreilig Badeverbote aussprechen. Abgesehen davon sei das Wasserwirtschaftsamt in der Pflicht etwas gegen die Blaualgen zu unternehmen, doch das habe man lange verschlafen.

Dem Wasserwirtschaftsamt zufolge "schlägt die Blaualge jedoch seit zwei, drei Jahren massiver zu." Statt wie bisher nur Badewarnungen, habe es deshalb nun auch Badeverbote gegeben, sagt Keller.

Blaualge ist nicht alleine schuld

Was man tun könnte? Zum einen den Schlamm aus dem See pumpen. Das mag zwar unmöglich klingen, doch es liefen dazu gerade Machbarkeitsstudien, sagt Keller. Eine andere Idee des Wasserwirtschaftsamts ist es, schwimmende Tauchwände in den See einzubauen, aus denen man die Blaualgen heraushalten könnte. Helfen könnten auch bestimmte Unterwasserpflanzen, die der natürliche Feind der Blaualgen sind.

Sanwald jedoch findet, dass die Blaualge nicht alleine daran schuld sei, dass die Tourismuszahlen sinken. Schuld sei vielmehr die negative Außendarstellung der Region insgesamt, etwa durch den Wels, der im Sommer von einem bayerischen Polizisten erschossen wurde. Zudem seien die Preise stark gestiegen - die Region sei früher als günstiges Reiseziel bekannt gewesen. Gerade würde auch eine ganze Generation an Tourismusanbietern in Rente gehen, es

Region brauche neue Ausrichtung

Dass die Blaualge nicht alleine Schuld an der Misere ist, bestätigt auch ein Tourismusvertreter des Geschäftsverbands Altmühlsee. Es gebe zu viele Berichte über die Blaualge, die die Menschen von der Region fernhielten, doch so schlimm sei die Lage gar nicht. Das Fränkische Seenland habe viele Alternativen zum Baden zu bieten, zum Beispiel Radfahren rund um den See oder, wie im Falle des Altmühlsees, die Vogelinsel.

Die Region brauche eine Veränderung der Grundstruktur, es brauche ein neues Image, sagt Sanwald. Er schlägt vor, sich wieder auf Regionalität zu besinnen und diese zu vermarkten. Dann hätte auch eine neue Generation noch die Chance, hier Tourismus zu betreiben.

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