Was ist bloß los im Polizeipräsidium?
Anzeige gegen zwei Streifenbeamte, der Direktor holt eine Bekannte vom Drogentest in der Wache ab, und der Vize-Präsident rast in eine Radarfalle
NÜRNBERG Schon wieder sorgt ein Spitzenbeamter der Nürnberger Polizei für Schlagzeilen! Erst raste Polizei-Vizepräsident Walter Kimmelzwinger (58) in eine Radarfalle – und jetzt lehnte sich Polizeidirektor Hermann Guth (52) für eine Bekannte ganz weit aus dem Fenster. Auch im Bayerischen Innenministerium stellt man sich nun die Frage: Was ist bloß im Nürnberger Polizeipräsidium los?
Disziplinarrechtlich nicht zu beanstanden – zu diesem Ergebnis kam die interne Überprüfung eines Vorgangs, der bei vielen Polizeibeamten einen faden Beigeschmack hinterlassen hat: Polizei-Direktor Hermann Guth war in Zivil und in Begleitung des Inspektionsleiters auf der Wache „West“ erschienen, wo sich eine Bekannte von ihm einem Alkohol- und Drogentest unterziehen musste. Sie hatte ihn telefonisch verständigt.
Polizeisprecherin Elke Schönwald versicherte, dass Guth in einem separaten Raum gewartet und keinerlei Einfluss auf die Sachbearbeitung genommen habe. „Er legte im Gegenteil großen Wert darauf, dass der Sachverhalt restlos aufgeklärt wird“, heißt es in der offiziellen Mitteilung des Polizeipräsidiums.
Anzeige wegen Nötigung, Beleidigung und Freiheitsberaubung
Zur Ruhe kommt der Fall trotzdem nicht. Die kontrollierte Autofahrerin behauptet nämlich, von den beiden Streifenbeamten, die sie auf dem Frankenschnellweg gestoppt hatten, nicht korrekt behandelt worden zu sein. Zum einen seien deren Umgangsformen mehr als rüde gewesen, zum anderen sei sie auch nicht über ihre Rechte aufgeklärt worden. Ihr Rechtsanwalt Ingo Schmitt-Reinholtz sprach von einem Skandal. Er erstattete im Auftrag seiner Mandantin gegen die beiden Streifenbeamten eine Anzeige wegen Nötigung, Beleidigung und Freiheitsberaubung. Der Anwalt: „Seit dem Vorfall muss unsere Mandantin stark blutdrucksenkende Medikamente nehmen und sie befindet sich derzeit immer noch in ärztlicher Behandlung.“
Die Kripo hat inzwischen gegen die Streifenwagen-Besatzung Ermittlungen eingeleitet. Den Verlauf des Verfahrens verfolgt auch das Innenministerium mit strengem Blick. Ein Ministeriums-Sprecher sagte zur AZ: „Vom Ausgang des Verfahrens wird abhängig sein, ob wir uns einschalten müssen.“
Kein disziplinarrechtliches Nachspiel wird es für Polizei-Vize Walter Kimmelzwinger geben. Er war mit Tempo 140 (erlaubt war 70) in eine Radarfalle gerast. Grund für die Eile: Er befand sich auf dem Weg ins Krankenhaus zu seinem sterbenden Vater. hr
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