Warum Kommunen einen Feiertag verlieren

Wenn die Münchner ins verlängerte Wochenende starten, müssen die Nürnberger arbeiten: Mariä Himmelfahrt spaltet auch heuer wieder Bayern. In acht Kommunen ändert sich der Feiertagsstatus sogar.
dpa |
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Eine Frau trägt an Mariä Himmelfahrt einen aus zahlreichen Kräutern und Blumen gebundenen Strauß. (Archivbild)
Eine Frau trägt an Mariä Himmelfahrt einen aus zahlreichen Kräutern und Blumen gebundenen Strauß. (Archivbild) © Uwe Lein/dpa
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Marktschorgast

In sechs Gemeinden war der 15. August bisher kein Feiertag - ist es aber ab diesem Jahr. Zwei Kommunen dagegen verlieren ihren Feiertagsstatus, der kommende Freitag ist ein ganz normaler Werktag bei ihnen. Kompliziert? In der Tat. Und das liegt nicht einmal an der theologischen Komplexität des Feiertags, denn eine handfeste biblische Grundlage gibt es gar nicht für eine Aufnahme Mariens in den Himmel, so der offizielle Titel des katholischen Hochfestes.

Ob der 15. August in der jeweiligen Kommune ein Feiertag ist, hängt davon ab, ob es mehr Katholiken oder Protestanten gibt. Bislang dienten als Grundlage hierfür Daten des Zensus 2011. Ab diesem Jahr aber gelten die Infos aus dem Zensus 2022. Das bedeutet: In Seßlach (Landkreis Coburg) und in Marktschorgast im oberfränkischen Landkreis Kulmbach gibt es inzwischen mehr Mitbürgerinnen und Mitbürger evangelischer Konfession als Katholiken. Der Feiertag ist also weg. 

"Ist so, wie es ist"

Bürgermeister Marc Benker sieht es gelassen: Die großen Industriebetriebe und Unternehmen im Ort hätten zu dieser Zeit meist Betriebsferien, deshalb seien die Auswirkungen des gestrichenen Feiertags nicht so groß. Allerdings: Arbeitnehmer bräuchten eben einen zusätzlichen Urlaubstag. Dem verlorenen Feiertag trauere man nicht hinterher: "Es ist jetzt so, wie es ist."

Und umgekehrt: Im oberfränkischen Marktrodach, in Baiersdorf und Weisendorf in Mittelfranken, in Schwebheim in Unterfranken und in den schwäbischen Kommunen Memmingerberg und Oettingen in Bayern leben inzwischen mehr Katholikinnen und Katholiken als Protestanten. Hier bleiben Läden, Betriebe und Behörden geschlossen. Gravierende Auswirkungen habe das nicht, heißt es aus dem Rathaus Baiersdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt). 

In den meisten Städten und Gemeinden freilich ist seit Jahrzehnten klar, ob Mariä Himmelfahrt ein Feiertag ist oder nicht. In München und in Oberbayern leben traditionell mehr Katholiken als Protestanten. Komplizierter ist es in Franken. Es kann also gut sein, dass jemand in einer katholischen Gemeinde in der Fränkischen Schweiz wohnt - und obwohl er daheim Feiertag hat, zu seiner Arbeitsstelle ins evangelische Bayreuth muss. 

DGB fordert: Feiertag für alle

In exakt 1.708 bayerischen Kommunen ist am Freitag laut Landesamt für Statistik ein Feiertag, in 348 nicht. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die aktuelle Regelung und wünscht sich einen Feiertag für ganz Bayern. "Ob ich am 15. August frei habe oder nicht, darf keine Frage der Postleitzahl sein", sagt der bayerische DGB-Chef Bernhard Stiedl.

Der mittelfränkische DGB-Regionsgeschäftsführer Stephan Doll fordert: "Gleiche Feiertagsrechte für alle – das ist eine Frage der Fairness und Wertschätzung." Die Menschen in Nürnberg, Erlangen, Fürth, Ansbach und vielen anderen kleineren Gemeinden sollten genauso viele arbeitsfreie Tage haben wie in München, Regensburg und Ingolstadt. "Zu gleichwertigen Lebensverhältnissen in Bayern gehören auch gleiche Feiertagsregelungen."

Darum geht's an Mariä Himmelfahrt

Und worum geht es eigentlich an Mariä Himmelfahrt? Das Fest wurde bereits im 5. Jahrhundert gefeiert. Ein biblisches Zeugnis dafür gibt es nicht, aber es ranken sich zahlreiche Legenden darum, dass Maria nach ihrem Tod leibhaftig in den Himmel aufgenommen worden sein soll. Um dem Thema Nachdruck zu verleihen, hat Papst Pius XII. 1950 ein entsprechendes Dogma verkündet, also einen für Katholiken verbindlichen Glaubenssatz.

Um den Feiertag haben sich zahlreiche Bräuche entwickelt, am bekanntesten ist das Binden und Segnen von Sträußen mit verschiedenen Kräutern. Die Sträuße seien Ausdruck der Achtung vor der Schöpfung und Symbol für die liebende Zuwendung Gottes zu den Menschen, heißt es beim Erzbistum München-Freising.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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