Warum der hl. Joseph eine Schraube im Kopf hat

„Enthüllungen“: Das Germanische zeigt restaurierte Kunst – alsTeil des Museumsfestes
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Alte Farbspuren und eine Schaube im Kopf: Maria und Joseph, die Hans Peisser für die Frauenkirche schuf, wurden restauriert.
bayernpress Alte Farbspuren und eine Schaube im Kopf: Maria und Joseph, die Hans Peisser für die Frauenkirche schuf, wurden restauriert.

NÜRNBERG - „Enthüllungen“: Das Germanische zeigt restaurierte Kunst – alsTeil des Museumsfestes

Dieser Sonnenuntergang lässt jede Postkarten-Konkurrenz vor Neid erblassen. Albrecht Altdorfer lässt das Licht hell flammen, um „Die Bergung der Leiche des hl. Florian“ zu beleuchten. Das Altarbild (1518/20) manifestierte des Malers Ruf, ein besserer Pinsel-Dramatiker als Dürer zu sein. Jetzt darf das Highlight aus der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums wieder tiefenwirksam glänzen. Wie 20 andere Objekte, die 20 Spezialisten in den vergangenen vier Jahren mit 500000 Euro der Ernst von Siemens Kunststiftung von Spuren des Alterns befreiten. Pünktlich zum „Tag der Restaurierung“, der am Sonntag ans Museumsfest angedockt ist, werden die „Enthüllungen“ präsentiert.

Joseph aus der Frauenkirche, wo er bis 1806 Teil des gerühmten Welseraltars war, trägt eine Schraube im Kopf, die lindenhölzerne Muttergottes aus der Riemenschneider-Werkstatt hatte unterm Busen ein Geheimfach – Platz für eine Reliquie. Und die „Freude des Landlebens“, die der Landshuter Nobody-Hofmaler Hans Wertinger mit seiner geschulten Werkstatt bemalte, erweckten nicht nur bei Gemälde-Spezialist Daniel Hess vor der Restaurierung den Eindruck, als ob durch „ein dreckiges Fenster auf die Landschaft“ geguckt wurde.

Staub, Schwärze und Firnis wurden entfernt. Nicht nur die hl. Katharina schaut aus, als ob sie frisch von der Kosmetikerin kommt. Werkstatt-Berichte neben den Objekten rollen den Verjüngungsprozess noch mal kurz auf: Lauter Geduldsproben. Auch das Aufspüren der „Enthüllungen“. Sie wurden in die Schau „Faszination Meisterwerk“, seit langem Ausweichquartier für die ausgelagerten Dürers, Rembrandts & Co, integriert. Ein Hinweis auf den größeren Zusammenhang. Denn im alten, neuen Domizil des Galeriebaus plant man (wohl nun erst ab 2010) eine Epochenpräsentation von der Renaissance bis zum Hochbarock. Die 21 gelifteten Objekte haben dabei Schlüsselfunktion. Ob nun der hl. Joseph die Existenz von Schnitzbänken (daher die Schraube im Kopf) belegt oder die realistische Wachsbüste des reichen Patriziers Johann Wilhelm Loeffelholz (1600), die wegen ihres lädierten Zustands seit dem Krieg im Depot ruhte, den Beweis des Einzigartigen. Andreas Radlmaier

Germanisches Nationalmuseum (Kartäusergasse): 19. Oktober bis 25. Januar. Katalog: 17 Euro; Museumsfest am Sonntag von 11 bis 17 Uhr

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