Warnstreik, aber das große Chaos blieb aus

War was? Verdi blies am Mittwoch kämpferisch zum Streik. Bis auf das lautstarke Trötenkonzert der Gewerkschaftler blieb es überraschend ruhig
NÜRNBERG Verdi streikt, und in ganz Nürnberg bricht das Chaos aus? Fehlanzeige, was den Mittwochs-Warnstreik im öffentlichen Dienst angeht.
Alle betroffenen Stellen, sei es die Stadt, die Kliniken oder die N-Ergie, vermeldeten keine größeren Störungen im jeweiligen Betrieb. CSU-Personalreferent Wolfgang Köhler am gestrigen frühen Nachmittag: „Wir können keine Beeinträchtigungen feststellen.“
Lediglich bei der Zulassungsstelle kam es zu längeren Wartezeiten, heißt es aus dem Amt. Beschwert habe sich aber keiner. Außerdem rollten gestern die 48 Fahrzeuge der Müllabfuhr nicht wie gewohnt. Dass die vollen Mülltonnen vor den Häusern weiter vor sich hingammeln, müssen die Bürger aber nicht befürchten. Die versäumten Fahrten werden im Laufe der Woche nachgeholt.
Die Gewerkschaft wollte mit ihrem Warnstreik vor allem die Arbeitgeber treffen, nicht die Bürger. Dass das große Chaos in Nürnberg ausblieb, war also ganz in ihrem Sinne. Über 2000 Beschäftigte legten laut Verdi im Gebiet Mittelfranken ihre Arbeit nieder. In Nürnberg waren es rund 1200.
"Vielleicht kommt es auch zur Schlichtung"
Jürgen Göppner, der Bezirksgeschäftsführer von Verdi Mittelfranken, zieht eine positive Bilanz. „Wir haben heute ein deutliches Signal gesetzt und sind gut gerüstet für die nächste Verhandlungsrunde.“ Diese beginnt am 10. Februar. „Der nächste Zug liegt jetzt bei den Arbeitgebern“, so Göppner weiter.
Dass die den Ball flach hielten, was die Auswirkungen des Streiks auf ihre Einrichtungen angeht, überrasche Göppner nicht. Das seien taktische Scharmützel, die jetzt nicht angebracht seien: „Ich hoffe, dass wir am Ende zu einem Kompromiss finden, der für beide Seiten befriedigend ist. Vielleicht kommt es auch zur Schlichtung. Man muss sehen.“
Auf der Verdi-Kundgebung im Genossenschafts-Saalbau am Matthäus-Herrmann-Platz, machten die Arbeitnehmer nochmal ihre Forderungen deutlich: mehr Lohn, die Wiedereinführung der alten Aufstiegsregelungen, eine bessere Altersteilzeit-Regelung und die Übernahme von Azubis. Das macht zusammengefasst: fünf Prozent mehr. Allein in Nürnberg würde das 35 Millionen Euro Mehrkosten für die Stadt bedeuten.Marlina Pfefferer
Die AZ war auf der Kundgebung im Genossenschafts-Saal dabei, hat Streikende nach ihrem Verdienst gefragt – und ob sie mit diesem auskommen: Die Interviews lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Donnerstag, 04.02