Wann sichert ihr endlich unsere Bahnübergänge?

Ein Drittel der 3800 Übergänge hat keine Schranke. Doch die Bahn plädiert lieber für Aufklärung und Abbau: „In 98 Prozent dieser Unfälle sind die Verkehrsteilnehmer selber schuld“, meint ein Bahnsprecher. Voten Sie online: Schranken für alle Bahnübergänge - sinnvoll und sicher oder teuer und nutzlos?
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Hier kam keiner mehr lebend raus: Der Fahrer des roten Transporters übersah am Montagabend bei Pfofeld die Warnlichter und den herannahenden Zug – mit ihm starben zwei Beifahrer.
10nach8 2 Hier kam keiner mehr lebend raus: Der Fahrer des roten Transporters übersah am Montagabend bei Pfofeld die Warnlichter und den herannahenden Zug – mit ihm starben zwei Beifahrer.
Tödliche Falle: der unbeschrankte Bahnübergang
Robert Renner 2 Tödliche Falle: der unbeschrankte Bahnübergang

Ein Drittel der 3800 Übergänge hat keine Schranke. Doch die Bahn plädiert lieber für Aufklärung und Abbau: „In 98 Prozent dieser Unfälle sind die Verkehrsteilnehmer selber schuld“, meint ein Bahnsprecher. Voten Sie online: Schranken für alle Bahnübergänge - sinnvoll und sicher oder teuer und nutzlos?

NÜRNBERG Die schlimmen Unfälle an ungesicherten Bahnübergängen wie das Todes-Drama bei Pfofeld (Kreis Weißenburg-Gunzenhausen), wo am Montag drei Menschen ihr Leben lassen mussten, häufen sich. Und Verkehrs-Experten schlagen Alarm – und appellieren an die Bahn: „Wann sichert Ihr endlich alle Übergänge?“

„Der Bahnübergang war sehr wohl gesichert“, widerspricht ein Bahn-Sprecher im Fall Pfofeld. Und zwar mit Warnschildern und Blinklichtern. Eine Schranke aber gab es nicht – wie bei einem Drittel der 3800 Übergänge im Freistaat. Auch in Hirschaugibt’s keine Schranke. Und auch nicht in Rehenbühl, nur wenige Kilometer entfernt vom aktuellen Unglücksort: Dort wurde im März 2002 eine dreiköpfige Familie ausgelöscht. Der Familienvater am Steuer übersah die Blinklichter, steuerte das Auto in den heranbrausenden Zug: Udo K. (29), seine Frau Christine (27) und Tochter Anna-Lena (2) hatten keine Chance.

Der Bauamtsleiter wollte eine Schranke - die Bahn nicht

„In 98 Prozent dieser Unfälle sind die Verkehrsteilnehmer selber schuld“, sagt der Sprecher. „Außerdem durchbrechen Unglücksfahrer auch immer wieder Schranken.“ Welcher Übergang aber im Einzelfall mit einer Schranke versehen wird, bemisst sich laut Bahn an der jeweiligen „Sicherheitslage und dem Verkehrsaufkommen“. Die zuständige Straßenverkehrsbehörde, der Bund und die Bahn entscheiden darüber gemeinsam.

In den Ohren von Uwe Grünsteidl muss das wie purer Hohn klingen: Nach dem Unfall von 2002 wollte der zuständige Bauamtsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Gunzenhausen unbedingt eine Schranke in Rehenbühl installieren. „Dazu war die Bahn aber nicht bereit“, so Grünsteidl. Die Kosten für eine Schranke, etwa 200.000 Euro, hätte die Kommune alleine stemmen müssen. Doch dafür war natürlich kein Geld im Gemeinde-Säckel.

Die Bahn beruft sich stattdessen auf „Aufklärungsarbeit“ und 170 Millionen Euro, die das Unternehmen alljährlich für die Sicherung von Bahnübergängen ausgibt. Und sie plädiert für den Abbau überflüssiger Übergänge: „Der sicherste Übergang ist derjenige, den es nicht gibt.“ Und der die Bahn dann auch nichts mehr kostet... StW

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.