Waldkraiburg: Mutter will Kinder und sich selbst töten
WALDKRAIBURG - Anita U. sticht aus Verzweiflung auf ihren elfjährigen Sohn ein und gibt dem jüngeren (6) Tabletten – dann schlitzt sie sich im Badezimmer die Pulsadern auf. Alle drei werden vom Ex-Mann und Vater gerettet.
Mitten in der Nacht erlebt Harald U. die Hölle auf Erden. Es ist Donnerstagfrüh, kurz nach Mitternacht. Der 42-Jährige steht im Bad des Hauses in Waldkraiburg, in dem er noch vor wenigen Wochen mit seiner Ehefrau Anita (37) lebte. Sie sitzt bewusstlos am Boden, Blut spritzt aus ihren Handgelenken. Wenige Meter entfernt liegt Stephan (11) im Sterben, seine Mutter hat auf ihn eingestochen. Sein kleiner Bruder Philipp (6) liegt bewusstlos im Erdgeschoss, die Mama hat ihm Tabletten gegeben – um ihn zu töten.
Anita und Harald U- lebten seit zwei Wochen getrennt
Die Hausfrau Anita U. war nach Angaben der Polizei völlig verzweifelt. „Sie hat wohl die Trennung von ihrem Ehemann nicht verkraftet“, sagte Roman Hörfurter vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Jetzt ermittelt die Kripo Mühldorf, der Fall scheint aber klar: „Die Gesamtumstände deuten auf eine Verzweiflungstat der 37-jährigen Frau hin“, sagte Roman Hörfurter. „Sie ist seit längerer Zeit körperlich krank und psychisch labil.“
Nach AZ-Informationen lebte Anita U. seit etwa zwei Wochen von Harald U. getrennt – und litt an Multipler Sklerose, einer sehr schweren und sehr schmerzhaften Nervenkrankheit.
Am Donnerstagabend verließ sie der Lebensmut – sie beschloss, zu sterben. Laut Polizei gab sie Philipp Tabletten. Welche, hat die Polizei noch nicht ermittelt. Davor oder danach stach sie dem elfjährigen Stephan im Schlafzimmer mit einem Messer mehrmals in die Brust – die Polizei konnte die Tatwaffe sicherstellen.
Nach Mitternacht der verzweifelte Anruf beim Ex
Ohne ein letztes Lebenszeichen wollte Anita U. aber nicht gehen in dieser Nacht. Um 0.25 Uhr rief sie Harald U. an, der nur eineinhalb Kilometer entfernt in Waldkraiburg wohnt. Sie sagte, sie habe die Kinder und sich selbst verletzt. Mit diesem verzweifelten Anruf rettete sie sich und ihre Kinder.
Fünf Minuten später war der Fliesenhändler bei ihr, dann trafen auch Polizei und Notarzt ein. Die Mutter und die Kinder wurden erstversorgt, dann kam Anita U. ins Kreiskrankenhaus Mühldorf, der lebensgefährlich verletzte Stephan in die Kinderklinik nach Landshut.
Alle sind außer Lebensgefahr.
T. Gautier
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