Wahnsinnig oder nicht
NÜRNBERG - Bamberg feiert E.T.A. Hoffmanns Ankunft vor 200 Jahren — mit Kultur und kulinarisch
Zuerst haben sie ihn gefeuert, jetzt wird er gefeiert. Mit einem Jubiläumsjahr zelebriert die Stadt Bamberg ihren berühmtesten Dichter E.T.A. Hoffmann. Dabei war dieser heilfroh, nach vier Jahren und acht Monaten 1813 Franken verlassen zu können.
Jetzt, 200 Jahre nach seiner Ankunft, finden zu Ehren Hoffmanns bis Ende August 2009 über 100 kulturelle Veranstaltungen statt, darunter Lesungen, Ausstellungen, Stadtführungen, Vorträge, Konzerte und Theatervorführungen.
Voller Hoffnung war Hoffmann am 1. September 1808 in Bamberg angekommen, um seine Stelle als Musikdirektor am Theater anzutreten. Bereits zwei Monate später war Schluss: Weil es der damals 32-Jährige bei seinem Debüt gewagt hatte, eine Oper vom Flügel aus zu dirigieren und nicht — wie in Bamberg üblich — mit der Violine, wurde er entlassen. Zudem hatten Orchester und Ensemble gegen ihn intrigiert.
Für den späteren Dichter von Weltruf begann nun eine fast fünfjährige Leidensphase, die er selber als „meine Lehr- und Marterjahre" bezeichnete. Um überleben zu können, musste Hoffmann sein Geld als Direktionsgehilfe, Musiklehrer, Kartenverkäufer und Theaterkomponist verdienen. Auch verfasste er Musikrezensionen und schrieb Erzählungen, etwa die „Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza".
Obwohl die Bamberger Zeit für E.T.A. Hoffmann „überwiegend eine schlechte Zeit war", wie der Hoffmann-Biograf Peter Braun sagt, konnte der Dichter in den fünf Jahren seinen „eigenen, unverwechselbaren Stil entwickeln". Zudem lernte er den Arzt und Philosophen Friedrich Albert Marcus kennen, der in Bamberg Europas fortschrittlichste Irren-Anstalt leitete. Sein Wissen über Psychologie, Psychiatrie und Medizin verarbeitete Hoffmann literarisch.
So schrieb er auch nach seinem Bamberg-Aufenthalt unheimliche und phantastische Geschichten wie „Der Sandmann" oder „Der goldene Topf", bei denen man als Leser nie weiß, „ob die Hauptfiguren wahnsinnig sind oder nicht, ob sie krank sind oder dies die Realität ist, die dort abläuft", wie Braun sagt. Im Auftrag der Stadt Bamberg schrieb der 47-jährige Journalisten das Buch „E.T.A. Hoffmann in Bamberg - Erinnerung an ein zerrissenes Leben".
Probleme bereitete Hoffmann in seiner Bamberger Zeit aber nicht nur seine finanzielle Situation, sondern auch sein Temperament. „Er war jemand, der überaus freundlich sein konnte, aber genauso bissig und bösartig. Wer ihm nicht passte, der merkte das schnell und ziemlich drastisch", so Peter Braun.
Wer den Dichter nicht kulturell genießen möchte, kann ihn essen, trinken und anziehen. So gibt es neben Gebäck in Schmetterlingsform (er malte seine unerfüllte Liebe, die 16-jährige Gesangsschülerin Julia Mark, als Schmetterling in sein Tagebuch) auch einen Hoffmann-Wein, Punsch und T-Shirts mit dem Porträt des Dichters. Frank Gundermann
Weitere Infos: www.etahoffmann-bamberg.de
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