Wagner: Drama auf der Autobahn

BAYREUTH - Festspiel-Chefin Katharina Wagner ist auf der A9 knapp dem Tode entkommen: Auf dem Beifahrersitz ist der Anwalt der Bayreuther Festspiele, Stefan Müller, in der Nacht zum Donnerstag am Steuer seines Autos an einem Herzinfarkt gestorben. Die 30-jährige griff beherzt ins Steuer. Ihr Freund aber hatte keine Chance.
Es war kurz nach Mitternacht am Donnerstag, als Müller nach der Auffahrt von der A72 auf die A9 bei Hof am Steuer plötzlich leblos zusammen sackte. Beide kamen von einem Termin aus Berlin, wo sie die anstehende Veröffentlichung der neuen Meistersinger-CD vorbereitet hatten.
Herzmassage auf dem Seitenstreifen
Wagner reagierte nach dem Zusammenbruch ihres Fahrers sofort: Bei voller Fahrt griff sie beherzt ins Steuer und brachte den Wagen auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Anschließend versuchte sie, Stefan Müller wiederzubeleben. Der 32-Jährige litt an einer Herzmuskelentzündung. Als die Reanimation nicht gelang, rief Katharina Wagner Notarzt und Polizei zur Hilfe, die aber nur noch den Tod des Mannes feststellen konnten.
„Es ist ein großes Glück, dass auch ihr nicht mehr passiert ist“, sagte Wagners persönlicher Sekretär Alexander Busche am Freitag zur AZ. Wie Wagner das Auto letztlich zum Stehen gebracht hat, könne sie sich selbst nicht so genau erklären.
"Ein tragisches und unfassbares Geschehen"
Festspielsprecher Peter Emmerich sprach von einem „tragischen und unfassbaren Geschehen“. Der Bayreuther Rechtsanwalt Müller hatte seit mehreren Jahren für die Festspiele gearbeitet. „Er hat viel für unsere Belange getan“, sagte Emmerich. Stärker ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat Müller, als er in der Nachfolgediskussion um die Leitung der Festspiele den damaligen Festspielchef Wolfgang Wagner im Stiftungsrat vertrat. Wolfgang Wagner (89) hatte die Leitung der Festspiele Ende August abgegeben. Am 1. September waren seine Töchter Katharina Wagner (30) und Eva Wagner-Pasquier (63) zu seinen Nachfolgerinnen gewählt worden.
Katharina Wagner nahm nach dem Unfall sofort die Arbeit wieder auf. „Das Unglück geht ihr sehr nah“, sagte Busche. Denn sie hat einen wichtigen Mitarbeiter und engen Freund verloren
D. Aschoff