Vorbild „Fitzcarraldo“: Mit dem Boot über die Alpen

Die Münchner Thomas Huber und Wolfgang Aichner inszenieren für die 54. Biennale in Venedig ein klassisches Drama: Ein selbst gebautes Schiff ziehen sie über den Alpenhauptkamm.
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So wollen sie das Boot über die Alpen ziehen: Die Künstler Thomas Huber und Wolfgang Aichner
ho 2 So wollen sie das Boot über die Alpen ziehen: Die Künstler Thomas Huber und Wolfgang Aichner
Die Künstler Thomas Huber (l) und Wolfgang Aichner stehen am Dienstag (24.05.2011) in München (Oberbayern) bei der Pk zum Kunstprojekt «Passage2011» vor ihrem roten selbstgebauten Boot das sie mit bloßen Händen über die Alpen ziehen wollen.
dpa 2 Die Künstler Thomas Huber (l) und Wolfgang Aichner stehen am Dienstag (24.05.2011) in München (Oberbayern) bei der Pk zum Kunstprojekt «Passage2011» vor ihrem roten selbstgebauten Boot das sie mit bloßen Händen über die Alpen ziehen wollen.

Die Münchner Thomas Huber und Wolfgang Aichner inszenieren für die 54. Biennale in Venedig ein klassisches Drama: Ein selbst gebautes Schiff ziehen sie über den Alpenhauptkamm. Die Frage „Schaffen sie es?“ begleitet sie.

München – Die Hände von Wolfgang Aichner sind voller
Blasen. Das könnte für den Künstler zum echten Problem werden. Denn
von diesem Mittwoch an will er gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas
Huber ein knallrotes, selbst gebautes Schiff über die Alpen ziehen,
von München nach Venedig – und zwar zum Teil mit bloßen Händen. Es
ist der offizielle Beitrag des Künstlerduos Gaeg für die 54. Biennale
in Venedig.

   Zunächst transportieren die Künstler das rund 150 Kilo schwere
Boot mit dem Auto bis zum Basislager in den italienischen Alpen. Über
den Alpenhauptkamm wollen sie das Boot dann in knapp drei Wochen mit
ihrer Muskelkraft schleppen. Ob sie das schaffen, ist offen: „Die
Aktion folgt dem Aufbau des klassischen Dramas: Sie kann in der
Katastrophe oder in der Apotheose enden“, erklärt das Duo.

   Die Blasen hat sich Aichner ausgerechnet bei der Installation der
zur Aktion gehörenden Ausstellung in München zugezogen, als er das
aus Karton ausgeschnittene Streckenprofil der Tour mit Seilen an der
Decke befestigte. „Die ersten Tage wird wahrscheinlich Thomas ein
bisschen stärker ziehen müssen“, sagt Aichner am Dienstag in München.
Thomas Huber, der neben ihm sitzt, lacht und sagt, „wir werden
natürlich Handschuhe anziehen, da spürst du die Blasen vielleicht
nicht.“

   Werner Herzogs „Fitzcarraldo“, Hannibals Alpenüberquerung, die
Arche Noa, Sisyphos: All das sind Vorbilder für die Aktion. Aber ein
gemeinsames Erlebnis war die eigentliche Initialzündung. Zweieinhalb
Wochen harrten die beiden in einem Schneesturm auf einem isländischen
Gletscher aus. Das war vor mehr als 20 Jahren. „Dieses Erlebnis hat
uns zu der Aktion inspiriert“, sagt Huber. Es hat die beiden auch
zusammengeschweißt: Seitdem sind die beiden Künstler ständig
gemeinsam in den Bergen, zum Eisklettern, Klettern, Wandern. Seit
2005 arbeiten sie zusammen. Auch wenn Aichners Hände gerade
malträtiert sind – er sagt: „Wir sind fit für die Überquerung.“

   Ende Mai wollen die beiden drei Zelte unterhalb des Nevessattels
(3029 m) aufstellen, das Basislager. Von da wollen sie das Boot drei
Wochen lang ein Stück weiter zum Alpenhauptkamm ziehen. Jeden Abend
werden sie das Schiff im Schnee verankern und ins Basislager
zurückkehren. Wenn sie auf der Südseite der Alpen angekommen sind,
stehen noch zwei, drei Nächte im Biwak auf dem Plan. „Leider können
wir nicht wie auf einem riesigen Schlitten hinunterrutschen“, fügt
Aichner an. Insgesamt werden sie 1200 Höhenmeter und rund 15
Kilometer zu Fuß mit dem Boot zurücklegen. Geplant ist, das Boot am
23. Juni in Venedig ins Wasser zu lassen.

   Begleiten wird die beiden ein zweiköpfiges Kamerateam. Das
aufgezeichnete Material wird während der Aktion und anschließend
gemeinsam mit einem Expeditionstagebuch der Künstler ausgestellt: in
der Lukaskirche in München von Mittwoch, 26. Mai bis 26. Juni, und in
der Scuola dell'Angelo Custode in Venedig von 31. Mai bis 11.
September.

 

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