Von Valepp bis zur Olympia-Reitanlage: Das sind Oberbayerns neue Denkmalensembles
"Manchmal ist es nicht das einzelne Gebäude, das Geschichte schreibt, sondern das Zusammenspiel mehrerer“, so beschreibt es das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD). Und so wurden in Oberbayern kürzlich fünf sogenannte Ensembles neu in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen, zwei davon befinden sich in München. Als Denkmalensemble wird eine Gruppe von Bauwerken bezeichnet, die "gemeinsam ein historisch gewachsenes Orts-, Platz- oder Straßenbild formen." Das sind die fünf neuen Ensembles in Oberbayern:

Wallfahrtsbezirk Birkenstein in Fischbachau (Landkreis Miesbach): Alles begann mit einer Marienerscheinung des Fischbachauer Vikars. Am Fuß des Breitensteins entstand daraufhin ab 1683 die Marienwallfahrt Birkenstein. Auf eine Kapelle mit Gnadenbild folgte 1734 ein Neubau. Zu der Anlage gehören auch ein Wallfahrtshaus, das ab 1847 errichtete Klösterl, das Haus der Armen Schulschwestern und das 1840/41 entstandene Wallfahrtskuratenhaus. Auch die umgebenden Wiesen sind Teil des Ensembles.

Ehemaliges Augustinerchorherrnstift in Weyarn, Landkreis Miesbach: Graf Siboto II. von Neuburg-Falkenstein stiftete 1133 seine Burg am Mangfallhang dem Salzburger Erzbischof - zur Gründung eines Augustinerchorherrnstifts. Bis heute sind die Stiftskirche, die Klosterbauten, der Ökonomiehof, der Stiftsgarten und zwei Kapellen erhalten. Die Wandpfeilerkirche entstand von 1687 bis 1693.

Olympia-Reitanlage, München: "Denkmalensembles wie die Olympia-Reitanlage in München-Riem zeigen, wie verdichtet Geschichte an einzelnen Orten erfahrbar wird: von ihrer Entstehung unter NS-Herrschaft und Zwangsarbeit bis zu den Olympischen Spielen 1972 als Sinnbild demokratischer Erneuerung", teilt Mathias Pfeil, Generalkonservator des BLfD, mit. "Sie verkörpert wie kaum ein anderes Denkmalensemble die wechselvolle Geschichte Bayerns."
Denn die heutige Olympia-Reitanlage entstand in den dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte: 1937 wurde sie als SS-Hauptreitschule für das NS-Prestigeturnier "Braunes Band von Deutschland" eröffnet. Während des Zweiten Weltkriegs diente sie als Außenlager des KZ Dachau. Die KZ-Häftlinge waren in den Ställen der SS untergebracht. 1972 wurde das ganze Gelände für die Olympischen Spiele umfassend umgebaut. Heute wird sie in Teilen von der berittenen Münchner Polizei genutzt - und bildet nun ein denkmalgeschütztes Ensemble.

Berliner Straße, München: Mit der Wohnanlage Berliner Straße wurde in den 1980er Jahren eines der letzten großen innerstädtischen Areale Münchens neu bebaut. Ehemals stand hier ein Straßenbahndepot, daraufhin entstand eine städtebaulich prägnante Siedlung. Durchdachte Wegeführungen, ruhige Innenhöfe, durchgrünte Plätze und ein zentraler See zeichneten die Anlage aus, heißt es vom BLfD.

Valepp, Landkreis Miesbach: Die Geschichte des Forsthauses Valepp geht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als das Kloster Scheyern dort eine erste Klause zur Holzflößerei betrieb. 1841 wurde das Forsthaus errichtet. Es gilt dem BLfD zufolge als Musterbeispiel staatlicher Forstarchitektur: ein zweigeschossiger Stein- und Blockbau mit umlaufender Hochlaube, Brunnennische und Giebellaube. Ergänzt wird das Forsthaus durch das barocke Klausenhaus, die Kapelle Maria Hilf sowie die Ochsenalm. Auch hier muss man auf dunkle Zeiten zurückblicken: In den 1930er Jahren ließ Heinrich Himmler, Chef der Waffen-SS, das Areal mit einem Jagdhaus und dem Ausbau der Wege zu seinem Jagdstützpunkt umbauen.
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