Von der Wunderkammer zur barocken Festkultur

NÜRNBERG - Nach sechsjähriger Sanierung eröffnet das Germanische Nationalmuseum das für 5,2 Millionen Euro sanierte Herz- und Prunkstück des Hauses – ein Rundgang durch Kunst und Kultur mit 2000 Objekten
Es ist angerichtet. Und eingerichtet. Mit Bildern und Büchern, Büsten und Flügeln, Wandteppichen und Glasfenstern, mit Münzen und Modellen, Möbeln und Kleidern, mit großen Söhnen und verlorenen Söhnen, die nach dunklen Jahren im Depot nun ins alte, neue „Herz“ des Germanischen Nationalmuseums hinaufziehen dürfen. Am 18. März geht eine sechsjährige, mit allerlei Verzögerungen verbundene Zwangspause zu Ende. Dann wird im ersten Stock des Galeriebaus, direkt über den (bereits runderneuerten) Abteilungen für Frühgeschichte und Mittelalter gelegen, die blaugetönte Raumflucht eröffnet, die „von der Entdeckung der Welt bis zum Vorabend der Französischen Revolution“ reicht, also im Dreisprung „Renaissance Barock Aufklärung“ klammert.
Für 5,5 Millionen Euro wurden die 33 Räume zu einem kulturgeschichtlichen Netzwerk umgebaut. Mit Hauptachse als Museums-„Rückgrat“ und Kabinetten, die gesellschaftliche Entwicklungen mit (lichtempfindlichen) Exponaten aus dem Alltag unterfüttern. Möglich ist das auch durch ausgefuchst innovative Vitrinen, deren Klima-und Lichttechnik es nun erlaubt, auch verschiedenste Materialien wie Papier und Metall nebeneinander zu zeigen.
Unter den 2000 Objekten, die einen wahrhaft erschöpfenden Rundgang erlauben (auch zum früheren Kornmarkt-Eingang soll man wieder absteigen können), finden sich die Überwinterungsgäste der Sonderschau „Faszination Meisterwerk“. Also: Rembrandt und Cranach, Altdorfer und Burgkmair, Sandrart und Riemenschneider, Messerschmidt, Hans Holbein und Ignaz Günther. Behaim-Globus und Schlüsselfelder Schiff haben nun Sichtkontakt. Alle sieben Dürer (von den freistehenden Kaiserbilder bis zum zugeschriebenen Bild der Mutter) bilden den Eröffnungspaukenschlag.
Praun’sche Wunderkammer (als Beleg der Sammelleidenschaft zu Zeiten der Weltenentdeckung), Ebracher Kapelle und „barocke Festkultur“ schließen sich an. Es geht dem Museum darum, sagt der verantwortliche Projektleiter Daniel Hess, das „ungeheure Potenzial“ angemessen zu präsentieren. Immerhin sind Dürer & Co Nürnbergs Mona Lisas. Man erhofft sich nicht zuletzt einen „gewaltigen Schritt“ in der Außenwahrnehmung, also auch wieder nach oben weisende Besucherkurven, nachdem man zuletzt zehn Prozent minus vermelden musste. Andreas Radlmaier