Von Brettspiel bis Psychiatrie: Das ist am internationalen Museumstag in Bayern geboten

Am Sonntag ist internationaler Museumstag – und Bayern ist mit dabei: Mit historischen Brettspielen und einem Psychiatriemuseum, das gebaut wurde, weil in München schon alles voll war. Ein Online-Portal hilft bei der Orientierung.
von  Natascha Probst
„Die Automobilfahrt“ von etwa 1905.
„Die Automobilfahrt“ von etwa 1905. © Quelle: J.W. Spear & Söhne/Nürnberg

An diesem Wochenende steht der internationale Museumstag an – und Bayerns Museen machen mit. Jedes Jahr am dritten Sonntag im Mai öffnen Museen ihre Türen und präsentieren ein buntes Programm voller Aktivitäten, Führungen und Workshops.

Es gibt interaktive Ausstellungen, spezielle Veranstaltungen für Familien und jede Menge Einblicke in die verschiedenen Sammlungen. Manche Museen verlangen am Sonntag von den Besuchern auch keinen Eintritt.

Im Stadtmuseum Neuötting etwa kann man selbst Hüte anprobieren – und sich damit fotografieren. Wer es etwas schauriger angehen möchte, besucht die Originalräume aus den 60er-Jahren der Psychiatrie Gabersee bei Wasserburg.

Doch auch für Architekturliebhaber, Spielefans oder historisch Interessierte ist viel geboten – die AZ zeigt Ihnen eine Auswahl an interessanten Ausstellungen, die auf jeden Fall eine Reise wert sind.

So finden Sie mehr über den Aktionstag heraus

Übrigens: Die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern hat für den Aktionstag ein neues regionales Veranstaltungsportal auf der Seite www.museen-in-bayern.de eingerichtet. Es ist ein Wegweiser zu rund 250 Veranstaltungen. „Ob Natur-, Industrie-, Technik-, Kunst- oder Designmuseum, Museumsneubau oder historisches Schloss, am internationalen Museumstag können Besucherinnen und Besucher hier die Vielfalt der bayerischen Museumslandschaft entdecken“, heißt es von der Landesstelle.

Gefiltert werden kann hier nach Region, Städten oder nach bestimmten Themen.

„Die Automobilfahrt“ von etwa 1905.
„Die Automobilfahrt“ von etwa 1905. © Quelle: J.W. Spear & Söhne/Nürnberg

200 Jahre Brettspiel-Spaß

Spielen ist ein menschliches Grundbedürfnis – wer spielt, entwickelt kulturelle Fähigkeiten, übt Regeln ein, entdeckt die eigene Persönlichkeit, schlüpft in andere Rollen, kann die Grenzen der Realität sprengen, in einen Flow versinken und in Fantasiewelten verschwinden. Im Bezirksmuseum Dachau zeigt eine Ausstellung die Entwicklung des Brettspiels während der letzten 200 Jahre. Kostbare Spielfiguren aus dem Besitz der Wittelsbacher veranschaulichen, dass Gesellschaftsspiele lange Zeit ein Privileg des Adels waren, während sich das Volk in den Wirtshäusern die Zeit mit Karten- und Glückspielen vertrieb. Die technischen Entwicklungen führten im Laufe der Zeit zu einem Spielboom. Am Sonntag gibt es von 13.30 bis 14 Uhr eine Führung, geöffnet ist von 13 bis 17 Uhr.

Bezirksmuseum Dachau, Augsburger Straße 3, Dachau

Sie steht am Wochenende in Lindau im Mittelpunkt: die Fassade des renovierten Cavazzen-Museums.
Sie steht am Wochenende in Lindau im Mittelpunkt: die Fassade des renovierten Cavazzen-Museums. © Foto: Stefanie Bernhard-Lenz

Lindau feiert das Cavazzen-Museum

Mit einem großen Fest für alle feiert Lindau am 17. und 18. Mai die Wiedereröffnung des Cavazzen-Museums. Nach seiner Komplett-Sanierung erstrahlt das Barockgebäude in neuem Glanz und präsentiert sein überarbeitetes Museumskonzept. Am Eröffnungswochenende kann der Cavazzen bei Gratis-Führungen erkundet werden. Live-Musik, Essens-Stände und eine kunstvolle Lichtinstallation sollen den Marktplatz in eine italienische Piazza verwandeln. Im Cavazzen selbst lädt eine Reise durch die Jahrhunderte und die Geschichte Lindaus ein. In Lindau traf sich seit Jahrhunderten die Welt – und trifft sich immer noch, heißt es vom Museum.

Haus zum Cavazzen, Marktplatz 6, Lindau

Im Wasserburger Wegmachermuseum ist etwas für Groß und Klein geboten.
Im Wasserburger Wegmachermuseum ist etwas für Groß und Klein geboten. © Wegmachermuseum

Sie machten die Wege frei

Bis in die 1970er-Jahre hinein kümmerte sich der Wegmacher um den Bau und die Pflege der Wege, Straßen und Brücken und hielten sie instand. Die Geschichte des Berufsstands in Bayern lässt sich im Wasserburger Wegmachermuseum nacherleben. Zu sehen gibt es zahlreiche Exponate, die die Entwicklung des Berufs veranschaulichen, vom Straßen- und Brückenbau über die Beschilderung bis zum Winterdienst. Und auch eher unbekannte Dinge wie Zwangsmischer, Straßenaufreißer, Steinbrecher oder eine Teerspritze sind hier zu sehen. Geöffnet hat das Museum am Sonntag von 10 bis 13 Uhr – der Eintritt ist frei.

Wegmachermuseum, Herderstraße 1, Wasserburg

Nicht nur zum Anschauen: die Hüte dürfen auch probiert werden.
Nicht nur zum Anschauen: die Hüte dürfen auch probiert werden. © Stadtmuseum Neuötting

Hüte sehen, Hüte probieren

In Neuötting kann man am Sonntag im Stadtmuseum Hutkultur erleben. Zum internationalen Museumstag ist von 14 bis 16 Uhr sogar eine Hut-Modistin im Haus, der man bei der Hut-Herstellung über die Schultern schauen kann. Zudem gibt es auch etwas zum Anfassen: Man darf die verschiedensten Hüte probieren und sich damit fotografieren (lassen).

Stadtmuseum Neuötting, Ludwigstraße 12, Neuötting

Die Anstalt wurde 1883 gegründet, weil die Münchner Einrichtungen überfüllt waren.
Die Anstalt wurde 1883 gegründet, weil die Münchner Einrichtungen überfüllt waren. © Psychiatriemuseum Gabersee

Die Geschichte der Psychiatrie

Auch schaurige Geschichte bleibt am internationalen Museumstag nicht verborgen: etwa im Psychiatriemuseum Gabersee bei Wasserburg. Das psychiatrische Krankenhaus Wasserburg-Gabersee wurde 1883 als „Kreis-Irrenanstalt“ für Patienten aus dem gesamten Bezirk Oberbayern gebaut. Die wechselvolle Geschichte der Einrichtung und der Psychiatrie allgemein wird seit 2003 in Haus 23 des heutigen Inn-Salzach-Klinikums anschaulich dargestellt. Ziel ist dabei auch, Vorurteile zu verringern. Das Psychiatriemuseum ist in einem der ältesten Stationsgebäude der denkmalgeschützten Anlage eingerichtet. Das Haus ist so erhalten, wie es in den 1960ern war. Die Anstalt wurde 1883 gegründet, weil die entsprechende Münchner Einrichtung überfüllt war. Zwischen 14 und 15.30 Uhr findet eine Präsentation statt, bei der insbesondere auf die Zeit des Nationalsozialismus und die Auswirkungen auf die Anstalt eingegangen wird. Der Eintritt ist frei.

Psychiatriemuseum Gabersee, Gabersee Haus 23, Wasserburg

Die Trachtengewandausstellung.
Die Trachtengewandausstellung. © Museum Werdenfels

Tausende Objekte zum 100-jährigem Jubiläum

Das Museum Werdenfels feiert in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum. 1925 wurde das Museum für Lokalgeschichte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen eröffnet. Der Bestand ist heute auf weit über 10.000 Objekte angewachsen. Das Museum feiert daher die 100 Jahre mit einer Trachtengewandausstellung, bei der 100 Objekte, darunter historische Kleidungsstücke, Schmuck, Gürtel und Schuhe - in einer großen Installation eingerichtet werden. Am Internationalen Museumstag ist der Eintritt in das Museum frei.

Museum Werdenfels, Ludwigstraße 47, Garmisch-Partenkirchen

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