Vom Watschentanz zur kleinen Ekstase aus China

Saisonstart in der Katharinen-Ruine: Cora Frost und ihre Band mit „Zucker und Butter“ und trauerspielreif modulierten Reimen
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Immer noch die etwas andere "Diva": Cora Frost mit ihrer "Butterband" zur Saisoneröffnung in der Katharinen-Ruine.
Matthias Hertlein Immer noch die etwas andere "Diva": Cora Frost mit ihrer "Butterband" zur Saisoneröffnung in der Katharinen-Ruine.

Nürnberg - Saisonstart in der Katharinen-Ruine: Cora Frost und ihre Band mit „Zucker und Butter“ und trauerspielreif modulierten Reimen

Sie kann mit ihren Auftritten als lebenslängliche Alternativ-Diva zwischen Kleinkunst und Pop, „Zucker und Butter“, auch nach 15jähriger Gastarbeit am Nürnberger Kultur-Geschmack immer noch irritieren – also (wenige) Leute in die Flucht treiben und gleichzeitig (viele) andere begeistern: Cora Frost, die seit jeher den verinnerlichten Manierismus der Ingrid Caven und das extrovertierte Posing der Nina Hagen auf offener Bühne zusammenprallen lässt, dass es nur so kracht, ließ zum Start von „Sommer in Nürnberg“ in der Katharinen-Ruine wieder elegant die Fetzen fliegen.

Die blondlockig bis in ungeahnte rückwärtige Tiefen reichende Loreley-Perücke, die sie doppelsprachig und -gesichtig durch den ersten Song schleppte, war bald vergessen. Dann ließ sich die süffisante Lady frisieren („Erst das Kämmen macht das Tier zum Menschen“), stieg mit mächtigem Körpereinsatz in die Kasatschok-Therapie ein und baute aus Raunen und Brüllen ihre manchmal prätentiös stelzenden, oft unwiderstehlich abgeklärten Poesie-Miniaturen.

Die eigenwillige Gesangstechnik, die das ironische Schluchzen als vokale Weitwurfdisziplin mit dem erklärten Ziel des Ungefähren einsetzt, schafft Raum für jede Ausdrucks-Art. Und sei es der absolut trauerspielreif modulierte Reim „Würstl und Speck/Alles weg“.

Wenn die wilde Cora und ihr zündendes Trio von der „Butterband“ im zweiten Teil des Abends alles auf Zucker stellt und die Ruine zum allgemeinen „Tanzpalast“ erklärt, wenn eine Shakira-Puppe den Gaststar macht und wir gemeinsam beim Warten aufs Glück nach oben blicken, feiern der deutsche Watschentanz und die chinesische „Kleine Ekstase“ endlich Blüdelschaft. Und die mechanische Perserkatze am Klavier hob huldvoll den Kopf. D.S.

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