Vollwärmeschutz in frostigen Zeiten
NÜRNBERG -Nürnbergs Jazz-Star Wolfgang Haffner hat ein stilles, starkes Album aufgenommen.
Diese Ruhe hat Kraft. Und einen Entspannungsbogen, der prima trägt. Nürnbergs führender Schlagzeug-Export Wolfgang Haffner (43), der mit derselben Energie und Disziplin, wie er um die Welt reist, Platten veröffentlicht, siedelt das heute erscheinende Werk „Round Silence“ (Act Music) jenseits der Stille und Jazz-Stile an und beweist, dass federnde Dynamik auf Schlagzeugstöcke mühelos verzichten kann. Der Besen, als Grundfärbung überwiegend im Einsatz, tut’s auch. Ein Romantiker mit Schlagkraft. Nach dem Klavier-Trio der „Acoustic Shapes“ erneut ein Volltreffer: Akustischer Vollwärmeschutz in frostigen Zeiten.
Simpel ist sein Konzept der Reduzierung nicht
An seinen Songtiteln kann man die Absichten dieses „Nu-Jazz“ ablesen: Es geht um „The Low“, um den „Space in Between“ und „Ride“, um magischen Melodiefluss, Zwischenräume und Zwischenspurte. Vielleicht war ja alles nur ein Irrtum, der Hardbop und der HipHop, in dem Haffner sein Einfühlungsvermögen auch mal auslotete. Seine skandinavische Periode jedenfalls hält an: Er komponiert Innenansichten (und lässt mit Kim Sanders erstmals eine ausdrucksstarke Sängerin in die Wortlosigkeit eindringen), Behutsamkeiten mit Lounge-Feeling, dem ansatzlos marschierende Beine gemacht werden. Warum kompliziert, wenn’s auch einfach klingt?
Simpel ist das Konzept der Reduzierung nicht, die sich angeberisches Gefrickel versagt. Aber mit innovativen Percussion-Sounds bannt. Prominente wie Sting-Gitarrist Dominic Miller, Lars Danielsson mit seinem singenden Bass und Tausendsassa Sebastian Studnitzky färben die Atmosphäre geschmackvoll ein.
„Stadiumjazz“ hat Haffner ein schön verhangenes Stück betitelt. Ironische Analogie zum Stadion-Rock, der landläufig verachtenswerten Kategorie von Popularmusik. Seine Musik hält solche Koketterie aus.
Andreas Radlmaier
Am 25. November stellt die Wolfgang Haffner Band „Round Silence“ in der Altdorfer Stadthalle vor, am 10. Dezember in der Nürnberger Tafelhalle
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