Vier Ermittler gegen 53 Randalierer

Nach Ausschreitungen: Reutlinger Polizei ist optimistisch im Kampf gegen Club-Chaoten.
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Die Behörden ermitteln gegen 53 Personen: Die schweren Ausschreitungen in Reutlingen werden für einige Club-Chaoten wohl ein gerichtliches Nachspiel haben.
Jürgen Meyer Die Behörden ermitteln gegen 53 Personen: Die schweren Ausschreitungen in Reutlingen werden für einige Club-Chaoten wohl ein gerichtliches Nachspiel haben.

Nach Ausschreitungen: Reutlinger Polizei ist optimistisch im Kampf gegen Club-Chaoten.

REUTLINGEN/NÜRNBERG Schluss mit lustig. Seit gestern arbeitet eine vierköpfige Ermittlungsgruppe der Polizeidirektion Reutlingen die Ausschreitungen von 53 Club-Sympathisanten am Samstag beim Regionalliga-Spiel des ortsansässigen SSV gegen den 1.FCN II, der sportlich mit 4:0 gewann, akribisch auf. „Wir sind dabei“, erklärt Polizeisprecherin Andrea Kopp, „Bild- und auch eventuell greifbares Videomaterial zu sichten, werden im zweiten Schritt die Strafverfolgung einleiten.“

Wobei es sich keinesfalls um Kavaliersdelikte handelt. Die Gruppe der ausnahmslos schwarz gekleideten, teilweise vermummten Personen rekrutierte sich laut Polizeiangaben aus so genannten „Nachwuchskräften der Nürnberger Ultra-Szene“. Zeugen sagten aus, die Gruppe habe zunächst in einer Gaststätte friedliche SSV-Anhängern und unbeteiligte Familien mit Kindern angegriffen. Danach blies der Mob zum Sturm auf den Fan-Wagen der Reutlinger „Szene E“. Die umfasst rund 100 Mitglieder, davon werden 30 dem gewaltbereiten Lager zugeordnet. In beiden Fällen sollen von den Nürnbergern Holzlatten, Mülleimer, Flaschen und Feuerwerkskörper als Waffen verwendet worden sein. Letzter Akt der Gewalt-Orgie: Das Tor zum Gästeblock V wurde mangels Eintrittskarten aufgebrochen, und auch dort wurden pyrotechnische Utensilien gezündet. Insgesamt wurden drei Personen verletzt.

„Die Angriffe, die Aggressionen gingen eindeutig von Nürnberger Seite aus“, berichtet Polizeisprecherin Kopp. Die möglichen Anzeigen haben es neben einem vom SSV Reutlingen auszusprechenden bundesweiten Stadionverbot in sich: Hausfriedensbruch, (schwerer) Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, (gefährliche) Körperverletzung, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Leistungserschleichung. Eigentlich zu viele Delikte, um mit einer Geldstrafen davonzukommen. Wahrscheinlicher sind Bewährungs- und Haftstrafen in einzelnen Fällen. „Wir ermitteln sehr genau“, versichert Kopp.

Bislang hat der DFB noch keine Stellungnahme vom Club angefordert. „Leider sind wir gebrandmarkt“, sagt Daniel Kirchner, der FCN-Organisations- und Sicherheitsbeauftragte. „Wir haben großes Interesse, dass die auffälligen Personen bestraft werden, wollen aber auch keine Pauschalverurteilung möglicherweise beteiligter Gruppierungen.“ Ultras-Sprecher Julius Neumann hält sich bedeckt: „Kein Kommentar – noch nicht.“

Die Reutlinger Polizei fahndet indes nicht nur nach Tätern, sondern auch nach Zeugen. „Wir sind auf Unterstützung angewiesen“, gesteht Kopp, weiß aber auch: „Die Szene schweigt eisern.“

Parallel wird in Nürnberg ermittelt. Kurt Benisch, Einsatzleiter der für FCN-Spiele zuständigen Südwache: „Auch für uns war es sehr überraschend, dass es in Reutlingen zu Auseinandersetzungen gekommen ist.“ Die Überprüfung der 53 in Reutlingen aufgenommenen Personalien war dagegen weniger verblüffend. Benisch: „Es sind durchaus etliche alte Bekannte dabei, allerdings keiner unserer namhaften Hooligans.“

Die Reutlinger Kollegen sind optimistisch, erste „Erfolge“ bald präsentieren zu können. Markus Löser

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