Viehscheid im Allgäu beginnt

Der Bergsommer ist zu Ende - bei Nebel und kühlen Temperaturen hat am Donnerstag in Hindelang der Viehscheid im Allgäu begonnen. Nach drei Monaten auf den Alpen kehren die Rinder ins Tal zurück.
Bad Hindelang - Bei kühlen Temperaturen, Nebel und etwas Sonnenschein sind am Donnerstag zum Start des traditionellen Viehscheids die ersten Rinder ins Tal zurückgekehrt. Tausende Schaulustige kamen nach Bad Hindelang im Oberallgäu, um die Hirten und etwa 900 Rinder bei ihrer Ankunft im Tal zu begrüßen. Die Zuschauer versammelten sich rund um den sogenannten Scheidplatz, an dem die Tiere von den Hirten einzeln aus der Herde "ausgeschieden" und nach drei Monaten in den Bergen wieder in die Obhut ihrer Besitzer gegeben wurden.
Bis Ende September werden mehr als 50 000 Jungrinder und Milchkühe von den rund 1400 Allgäuer Alpen und oberbayerischen Almen ins Tal getrieben. Während im Allgäu zum Viehscheid traditionell große Volksfeste in den bergnahen Orten veranstaltet werden, wird in Oberbayern das Ende des Bergsommers eher im Stillen gefeiert.
Pünktlich um 8.30 Uhr kam die erste Herde in Bad Hindelang an. Schon von weitem war das Geläut der großen Schellen aus Schwarzblech zu hören, die den Tieren für den Abtrieb um den Hals gehängt werden. Angeführt wurde die Herde von drei Kranzrindern. Die mit Blumen und Kränzen herausgeputzten Leittiere sind ein beliebtes Fotomotiv. "Wir sind froh, dass wir diesen Sommer unfallfrei überstanden haben. Im letzten Jahr mussten wir leider ohne Kranzrind hier einlaufen", sagte Hirte Herbert Martin, der von der Alpe Hasenegg abgestiegen ist.
Obwohl es den Sommer über viel geregnet hat, ist Martin mit der Alpsaison zufrieden. "Für die Natur und das Vieh war es im Großen und Ganzen eine gute Saison. Wir Hirten hätten natürlich gerne ein paar schönere Tage gehabt."
Unter den zahlreichen Zuschauern waren neben den Familien der Landwirte, die ihre Tiere in Empfang nahmen, auch viele Urlauber. "Uns hat der Viehscheid im letzten Jahr so gut gefallen, dass wir dieses Jahr gleich wieder gekommen sind", sagte Renate Dahm aus Kempenich in der Eifel. Die Atmosphäre und das Geläut der Kuhschellen seien einmalig. "Schön, dass hier solche Traditionen noch gepflegt werden."
Auch Ingeborg Schlund aus München ist beeindruckt. Mit Tränen in den Augen applaudierte sie den herannahenden Rindern. "Ich liebe Kühe, weil es so gutmütige und hübsche Tiere sind. Aber die Allgäuer Kühe sind einfach die allerschönsten", schwärmte sie beim Anblick der Herde. Es sei eine "Kostbarkeit", dass die Rinder den Sommer in den Bergen verbringen dürfen. "Man spürt fast die Freude der Tiere."