Verwunschener Freistaat: Bayerns sagenhafte Landschaften

Romantische Liebe, eine versteinerte Sennerin, unheimliche Unterwasserwesen und satanische Spieler: Ein neuer Bildband entführt den Betrachter in die magische Welt der bayerischen Sagen.
von  Natalie Kettinger
Die Burgruine Weißenstein im oberpfälzer Naturpark Steinwald, am 21. März 1279 erstmals urkundlich erwähnt: Hier soll sich schon in früher Vorzeit eine spielfilmtaugliche Ritter-Romanze ereignet haben.
Die Burgruine Weißenstein im oberpfälzer Naturpark Steinwald, am 21. März 1279 erstmals urkundlich erwähnt: Hier soll sich schon in früher Vorzeit eine spielfilmtaugliche Ritter-Romanze ereignet haben. © Mirko Fikentscher

Bayern ist schön - das steht wohl außer Frage. Doch es ist ebenso schaurig - und das zeigt nun ein äußerst gelungener Bildband, der faszinierende Aufnahmen des fränkischen Natur-Bloggers und Fotografen Mirko Fikentscher mit fesselnden Texten von Autorin Marianne Huber vereint: "Bayerns sagenhafte Landschaften. Zwischen Mythos und Magie".

Kostprobe gefällig? Einverstanden! Doch um den Leser nicht sofort zu verstören, folgt eine uralte Geschichte mit nahezu modernem Happy-End: 150 Stufen führen hinauf zur Burgruine Weißenstein im Steinwald (Oberpfalz), Schauplatz einer legendären Burg-Romanze.

Zugestanden: Die "Steinerne Agnes" in den Berchtesgadener Alpen ist für Bergfexe eine alte Bekannte. Weniger verbreitet ist aber, dass es gleich zwei Legenden über ihre Entstehung gibt: Einerseits heißt es, es handele sich um eine versteinerte Sennerin, die auf der Flucht vor dem Teufel von Engeln in den Himmel gerettet worden sei. Andererseits wird erzählt, eine junge Frau habe ihr uneheliches Kind getötet - und sei als Strafe Gottes in Stein erstarrt.
Zugestanden: Die "Steinerne Agnes" in den Berchtesgadener Alpen ist für Bergfexe eine alte Bekannte. Weniger verbreitet ist aber, dass es gleich zwei Legenden über ihre Entstehung gibt: Einerseits heißt es, es handele sich um eine versteinerte Sennerin, die auf der Flucht vor dem Teufel von Engeln in den Himmel gerettet worden sei. Andererseits wird erzählt, eine junge Frau habe ihr uneheliches Kind getötet - und sei als Strafe Gottes in Stein erstarrt. © Mirko Fikentscher

Der Schlossherr hatte sich mit einer bezaubernden Jungfrau verlobt, die er heiraten wollte, wenn er siegreich von den Kreuzzügen im Heiligen Land zurückkehrte. Verheerend für das junge Glück: Der Edelmann geriet in türkische Gefangenschaft - und zwar viele, viele Jahre lang. Seine Braut verlor die Zuversicht, wollte aber auch keinen anderen ehelichen - und begab sich nach Waldsassen, um dem örtlichen Kloster beizutreten.

"Bayerns sagenhafte Landschaften": Faszinierende Geschichten und Bilder

Doch just an dem Tag, als die junge Frau ihr Gelübde ablegen wollte, galoppierte ein Ritter durch die Klosterpforte: der Herr von Weißenstein! Nun ja, der Abt des Klosters änderte daraufhin rasch seine Taktik und vermählte die beiden. Und wenn sie nicht gestorben sind - Sie wissen schon...

Die Fegefeuer-Färbungverrät es bereits: Auch dem Hopfensee nördlich von Füssen sagt man Beängstigendes nach. Eine Bäuerin aus Hopferau soll einst Drillinge geboren haben, als eines Tages ein tropfnasser Mann vor ihrer Tür stand. Wenig später waren die Kinder verschwunden. Doch am Ufer des Hopfensees entdeckte man ihre ordentlich zusammengelegten Windeln - und die mysteriösen Wasserpfützen vor ihren Wiegen trockneten nie wieder. Seitdem erzählt man sich an den Ufern des Sees, das "Fischmännle" habe die Buben geholt, auf dass sie es auf ewig bedienten. Und an stillen Sommerabenden soll man am See bis heute die verzweifelten Rufe der Kinder hören.
Die Fegefeuer-Färbungverrät es bereits: Auch dem Hopfensee nördlich von Füssen sagt man Beängstigendes nach. Eine Bäuerin aus Hopferau soll einst Drillinge geboren haben, als eines Tages ein tropfnasser Mann vor ihrer Tür stand. Wenig später waren die Kinder verschwunden. Doch am Ufer des Hopfensees entdeckte man ihre ordentlich zusammengelegten Windeln - und die mysteriösen Wasserpfützen vor ihren Wiegen trockneten nie wieder. Seitdem erzählt man sich an den Ufern des Sees, das "Fischmännle" habe die Buben geholt, auf dass sie es auf ewig bedienten. Und an stillen Sommerabenden soll man am See bis heute die verzweifelten Rufe der Kinder hören. © Mirko Fikentscher

Romantisch, oder? Aber Achtung: Bei weitem nicht alle Freistaat-Sagen gehen so gut aus wie diese. Die meisten zeugen doch eher von der verwunschenen Vergangenheit.

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Mirko Fikentscher, Marianne Huber: "Bayerns sagenhafte Landschaften", J. Berg, 39,99 €

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