Verschollen auf der Suche nach schnellem Sex
Überfälle auf Freier aus Franken sind im tschechischen Grenzgebiet an der Tagesordnung
NÜRNBERG Männer auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer zieht es gern nach Tschechien. Gleich hinter der Grenze lockt die pure Versuchung: Tausende von Frauen entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs bieten sich gegen Geld an. Doch Achtung! Manchmal schnappt nur eine bösartige Sex-Falle zu.
In der vergangenen Woche wurde eine Prostituierte (28), die eine Zeitlang unter dem Namen „Michelle“ auch in einem Nürnberger Bordell arbeitete, von einem tschechischen Gericht zu knapp 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Zusammen mit ihrem Mann und einem weiteren Zuhälter hatte sie vor zweieinhalb Jahren eine Schlüsselrolle beim Mord an einem Nürnberger Manager (35) gespielt. Sie lockte ihn in die Sex-Falle, ihr Mann und ein weiterer Zuhälter brachten ihn um.
Im Grenzgebiet blüht die Kriminalität
„Es ist zwar nicht der einzige Mordfall im tschechischen Rotlicht-Milieu, trotzdem ist eine derartige Brutalität die Ausnahme“, versichert ein tschechischer Polizeibeamter aus Cheb. In der tschechischen Grenzstadt (36.000 Einwohner, 9000 Prostituierte) floriert das Geschäft mit der käuflichen Liebe besonders gut. Aber auch die Kriminalität blüht.
Die oberpfälzische Polizei, deren Einzugsgebiet bis an die Grenze heranreicht, bekommt die Auswüchse im Nachbarland nur allzu oft mit. „Überfälle im Rotlicht-Milieu sind an der Tagesordnung. Immer wieder melden sich Männer bei uns, die mit Ko-Tropfen betäubt und ausgeraubt wurden. Oder sie wurden von gewalttätigen Kriminellen zur Herausgabe von Wertsachen gezwungen“, beschreibt ein sachkundiger Kriminalbeamter die alltägliche Abzocke. Ihm ist aber auch klar, dass die Behörden nur die Spitze des Eisberges erfahren: „Viele melden sich gar nicht bei uns, weil sonst natürlich auch ihre Ehefrauen etwas erfahren würden.“
An den Wochenenden boomt das Geschäft
Anhand der Autonummern wissen die tschechischen Polizisten, dass sehr viele Freier aus der Oberpfalz und aus Franken die billigen Sex-Angebote wahrnehmen. „Besonders an den Wochenenden boomt das Geschäft“, versichert ein tschechischer Bordellbetreiber ungeniert. Von unlauteren Machenschaften will er aber natürlich nichts wissen: „Wenn so etwas passiert“, grinst er, „dann nicht bei mir.“
Das kollektive Schweigen, das das kriminelle Milieu so gerne befällt, erschwert auch die Suche nach drei Männern aus Nordbayern, die seit Jahren verschollen sind. Die Gemeinsamkeit, die alle drei Fälle haben: Ihre Spur verliert sich unter zwielichtigen Umständen im tschechischen Rotlicht-Gebiet.
Norbert Schmitt (40) aus Haßfurt verschwand dort am 13. Februar 1999. Josef Frauendorfer (61) aus Schwandorf verabschiedete sich am 30. Juli 1999 von seinem Sohn: „Ich fahre nach Tschechien.“ Von dem sexuell merkwürdig veranlagten Georg Bauer (49) aus Weiden fehlt seit April ’95 jede Spur. Helmut Reister
Mehr zur Liebesfalle am Grenz-Strich lesen Sie in der Printausgabe der Abendzeitung vom 7. Juni.
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