Verhungerte Sarah: Freundin belastet Mutter

Zeugin kritisiert auch das Jugendamt in Roth scharf: Aus der Behörde soll niemand auf die Warnhinweise reagiert haben.
von  Abendzeitung
Die kleine Sarah wurde nur drei Jahre alt.
Die kleine Sarah wurde nur drei Jahre alt. © AZ-Archiv

Zeugin kritisiert auch das Jugendamt in Roth scharf: Aus der Behörde soll niemand auf die Warnhinweise reagiert haben.

NÜRNBERG Im Prozess gegen den Vater der verhungerten Sarah (3) aus Thalmässing erhoben Zeugen am Freitag massive Vorwürfe gegen die Mutter und das Jugendamt!

Eine Freundin (28) von Sarahs Mutter Angela (27) sagte vor dem Nürnberger Schwurgericht, sie habe das Jugendamt in Roth mehrfach anonym auf die völlig vermüllte Wohnung aufmerksam gemacht. Allerdings sei nichts geschehen. Ein Nachbar gab an, seine Frau habe ebenfalls beim Jugendamt angerufen, weil sie sich um das Kind Sorgen gemacht habe, weil sie es wochenlang nicht gesehen hat. Ein Behördenmitarbeiter habe ihr dann erklärt, ohne Beweise nichts unternehmen zu können.

Die Tür zum Kinderzimmer war verschlossen

Die 28-jährige Zeugin sah Sarah zuletzt etwa vier Monate vor ihrem Tod. Damals war das Mädchen schon stark abgemagert. Auf den Zustand des Kindes angesprochen, habe ihr Sarahs Mutter erklärt, sie sei mit ihrer Tochter bereits beim Arzt gewesen. Das Kind müsse nun eine Sondernahrung zu sich nehmen.

Danach habe sie Sarah aber nicht mehr zu Gesicht bekommen. „Auf meine Fragen nach ihr hieß es immer, sie schläft oder ist bei der Schwägerin", sagte die Zeugin. Sie habe auch versucht, in Sarahs Kinderzimmer zu gelangen, aber die Tür war verschlossen.

Mediziner fanden Reste von Windeln in ihrem Magen

Sarah war am 10. August 2009 in einer Nürnberger Klinik an den Folgen ihrer Mangel- und Unterernährung gestorben. Sie hatte zuletzt nur noch etwa acht Kilogramm gewogen – etwa die Hälfte des Normalgewichts einer Dreijährigen. In ihrem völlig leeren Magen und Darm fanden Gerichtsmediziner Reste von Windel-Zellstoff.

Für Sarahs Tod muss sich ihr Vater Patrick R. (30) wegen Mordes und Misshandlung von Schutzbefohlenen verantworten (AZ berichtete). Das Verfahren gegen seine Frau Angela wurde vorübergehend eingestellt, weil sie wegen einer schweren Krebserkrankung nicht verhandlungsfähig ist. dapd/azn

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