Verhungerte Sarah: Dicker Vater schweigt vor Gericht

Prozessauftakt in Nürnberg gegen Patrick R. (30). Er schwieg zu den Vorwürfen...
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Verhungert: Die kleine Sarah aß am Schluss ihre Windel.
abendzeitung Verhungert: Die kleine Sarah aß am Schluss ihre Windel.

Prozessauftakt in Nürnberg gegen Patrick R. (30). Er schwieg zu den Vorwürfen...

NÜRNBERG Reglos in sich zusammengesackt und mit ausdrucksloser Miene – so hörte Patrick R. (30), der dicke Vater der verhungerten Sarah aus dem fränkischen Thalmässing, am Dienstag der Verlesung der Anklageschrift zu. Zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth brauchte die Staatsanwältin nur knapp drei Minuten, um ihre furchtbaren Vorwürfe vorzutragen. Die Eltern sollen das dreijährige Kind über mehrere Monate hinweg stark vernachlässigt haben, so dass es schließlich am 10. August letzten Jahres verhungerte.

In seiner Not habe das Mädchen sogar die Einmalwindeln aufgerissen und den Zellstoff gegessen, sagte die Anklägerin. Wegen der völlig unzureichenden Ernährung und des Bewegungsmangels habe Sarah erhebliche Schmerzen gehabt. Vor Prozessbeginn hatte ihr Vater sein Gesicht noch mit einem Aktenordner vor den Fotografen und Kameramännern der Presse verdeckt.

Zum Vorwurf des gemeinschaftlichen Mordes und der Misshandlung Schutzbefohlener schwieg er

Während der Verhandlung blieb der Lkw-Fahrer apathisch, richtete den Blick oft nach unten. Zum Vorwurf des gemeinschaftlichen Mordes und der Misshandlung Schutzbefohlener schwieg er. Die Mutter des Mädchens ist derzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig.

Ein Arzt, der Sarah zwei Tage vor ihrem Tod in der Klinik aufgenommen hatte, schilderte den „fürchterlichen“ Zustand des Mädchens. Sie habe hervortretende Sehnen, empfindliche Haut und Druckstellen gehabt und nach Urin gerochen. Die Dreijährige sei bereits vor der Einlieferung durch den Notarzt reanimiert worden.

„Sie hatte nur noch einen schwachen Puls.“ Das Kind wog 8,2 Kilogramm – das ist etwa die Hälfte des Normalgewichts in diesem Alter. Vom Arzt noch in der Einlieferungsnacht nach den Gründen für den Zustand des Kindes befragt, hätten die Eltern auf häufige Magen-Darm-Erkrankungen verwiesen. „Sie sagten, dass Sarah prinzipiell an den Mahlzeiten der Familie teilnehme und dass da nichts aufgefallen sei“, sagte der Zeuge.

L.M. Nagel

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