Verhungerte Sarah (†3): Die Mutter packt endlich aus!
Wegen einer Diät: Sie habe mit einer Art „Tunnelblick“ nur noch sich selbst gesehen.
THALMÄSSING/NÜRNBERG Der qualvolle Hungertod der dreijährigen Sarah aus Thalmässing (Kreis Roth) Anfang August löste bundesweit Trauer, Entsetzen und Wut aus. Zwei Tage lang kämpften Nürnberger Ärzte um das Leben des Kindes, bevor es am 10. August an Unterernährung starb. Sarah wog weniger als ein einjähriges Baby! Gestern, mehr als einen Monat später, brach Mutter Angela R. ihr Schweigen.
Polizisten verhörten die 26-Jährige am Dienstag im Krankenhaus. Dort sagte sie, sie habe zum Jahreswechsel 2008/2009 beschlossen, abzunehmen – sie wog damals 120 Kilogramm. Anfangs seien es nur ein paar Kilo gewesen, später aber habe sie sehr schnell sehr viel Gewicht verloren. Schlussendlich habe sie, wohl auch wegen ihrer schweren Krankheit, gar nichts mehr gegessen. Sie habe mit einer Art „Tunnelblick“ nur noch sich selbst gesehen und versucht, „alles hinzukriegen“. Ihre Familie habe sie ausgeblendet.
Der 29-jährige Vater sitzt in Untersuchungshaft
Angela R. sagte den Ermittlern, sie habe Angst gehabt, das Jugendamt werde ihr die Kinder wegnehmen, wenn der Zustand von Sarah bekanntwerden sollte. Die 26-Jährige liegt seit Wochen in einem Nürnberger Krankenhaus. Hier war ihr Ende August der Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Totschlags durch Unterlassen eröffnet worden, nachdem sie aus ihrem zweiwöchigen Koma erwacht war.
„Sie hat sich natürlich auch zum Tod des Kindes geäußert“, sagte ein Sprecher des Nürnberger Oberlandesgerichts. Was die 26-Jährige genau gesagt hat, werde allerdings nicht öffentlich gemacht. Sarahs vierjähriger Bruder lebt mittlerweile bei den Großeltern. Der 29-jährige Vater der Dreijährigen sitzt in Untersuchungshaft.
Wie gestern außerdem bekannt wurde, wird nun auch gegen das zuständige Jugendamt ermittelt. „Wir haben aufgrund der Strafanzeige einer Rechtsanwältin Ermittlungen gegen das Jugendamt wegen Beihilfe zum Totschlag durch Unterlassen eingeleitet“, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, Thomas Koch. Warum die Frau Anzeige erstattet habe, sei nicht bekannt. Sie stehe in keiner Beziehung zu dem Fall.
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