Verdächtiger im WM-Mord: Ein eingefleischter Soldat
Bad Reichenhall - Er träumte davon, ein Held zu sein, ein Kämpfer. Deshalb ging Christoph R. zur Bundeswehr, zu einer Eliteeinheit. Er wurde Gebirgsjäger in Bad Reichenhall. Inzwischen steht der 20-Jährige unter Mordverdacht. Er soll vor knapp drei Wochen in der Nacht der WM-Feier einen Rentner erschlagen und eine Schülerin niedergestochen haben. R. soll sich nach Norwegen abgesetzt haben. Die Fahndung läuft.
Die Fotos auf seinem Facebook-Profil zeigen einen sympathischen, jungen Mann mit einem offenen, freundlichen Lächeln und strahlenden graublauen Augen. Gerne postet er Fotos von sich und seinen Kameraden beim Bund – im Gebirge beim Klettern oder beim Baden. Wenn er mit Freunden feiert und ein paar Bier trinkt, bekommt er vom Alkohol rote Flecken im Gesicht. Dann wirkt Christoph R. eher wie ein harmloser Schulbub. Nicht wie ein gnadenloser Killer.
Doch genau dafür halten ihn die Fahnder der Soko „14.Juli“. An diesem Abend, an dem ganz Deutschland den Sieg bei der Fußball-WM feierte, soll der 20-Jährige einen brutalen Raubmord begangenen haben: In der Fußgängerzone von Bad Reichenhall erschlug er laut Polizei zuerst einen 72 Jahre alten Schreinermeister. Passanten fanden den Rentner gegen 3 Uhr morgens tot in der Poststraße. Der Mann hatte in der Bar „P 42“ gefeiert und sie gegen 2.30 Uhr verlassen.
Kurz nach 3.00 Uhr das nächste Opfer, eine 17-jährige Schülerin. Sarah war mit dem Fahrrad auf dem Heimweg von einer Gaststätte in der Ludwigsstraße. In der Berchtesgadener Straße wird sie überfallen, niedergestochen und ausgeraubt. Spuren, die an beiden Tatorten sichergestellt wurden, beweisen, das es sich um den selben Täter handelt. Seine Waffe, ein Messer, wurde Tage später in der Umgebung gefunden, dazu Sarahs Geldbeutel.
Zwei junge Männer gerieten zunächst in Verdacht. Sie kamen in U-Haft. Beide sind unschuldig, wie sich inzwischen herausgestellt hat.
Diesmal sind sich die Fahnder sicher, dass sie den richtigen Verdächtigen im Visier haben. Am Sonntag erschienen Polizisten in der Kaserne in Bad Reichenhall. Sie durchsuchten die Stube von Christoph R. und den Spind des Hauptgefreiten. „Dabei wurde die mutmaßliche Tatkleidung gefunden. Wir gehen davon aus, dass sie dem Verdächtigen gehört“, sagt Polizeisprecher Franz Sommerauer. Kriminaltechnische Tests der Rechtsmedizin München ergaben: Blut beider Opfer klebt auf der Kleidung. Gleich nach dem schrecklichen Verbrechen war Christoph R. aus Bad Reichenhall verschwunden. Niemand schöpfte Verdacht.
Lesen Sie auch: Mord in Bad Reichenhall: Tatwaffe gefunden!
Der Soldat sollte einen mehrtägigen Lehrgang auf den Truppenübungsplatz Hammelburg in Unterfranken absolvieren. Am 18. Juli fuhr R. laut Polizei mit dem Zug nach Rheinland Pfalz in seinen Heimatort Morbach (Kreis Bernkastel-Wittlich). Dort leben seine Eltern und sein jüngerer Bruder.
Die Fahnder glauben, dass er weiter nach Frankfurt fuhr und von dort aus am 22. Juli mit dem Flugzeug nach Norwegen geflogen ist. Dort verliert sich die Spur des Verdächtigen. Christoph R. hat sich weder bei seiner Einheit noch bei Freunden gemeldet.
Seine Facebook-Seite ist seit Ende Mai unverändert. Sie lässt erahnen, dass der freundlich wirkende junge Mann auch eine dunkle, gewaltbereite Seite hat: Das zeigt das Foto von vier US-Marines in voller Kampfausrüstung und das Bild von einem jungen Mann – eine Art dunkler Engel, dem Blut aus dem Kopf schießt. Er präsentiert sich als eingefleischter Soldat: Der 20-Jährige liked die Gruppe "Du trägst Dolce und Gabbana, ich trag‘ Heckler und Koch“. Als Lieblingsfilm markiert er die Kriegsfilme "Der Soldat James Ryan", "Jarhead" und "Pearl Harbor".
- Themen:
- Bundeswehr
- Mörder
- Polizei