VdK fordert "Rente für alle"

Der Sozialverband VdK fordert angesichts der Bundestagswahl höhere Steuern für Reiche und mehr Hilfen für Arme. Besonders der Freistaat steht dabei in Kritik.
Maximilian Neumair |
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Zwei Rentner gehen ihre Unterlagen durch. Der VdK fordert ein Rentenniveau von 53 Prozent und dass künftig alle Menschen in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen müssen.
Zwei Rentner gehen ihre Unterlagen durch. Der VdK fordert ein Rentenniveau von 53 Prozent und dass künftig alle Menschen in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen müssen. © Andrey Popov/imago

München - "Bayern ist Familienland", hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor etwa einem Monat auf seinen Social-Media-Kanälen geschrieben.

"Da möchte ich meine Zweifel anmelden", sagt dazu Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK und Landesvorsitzende des bayerischen Verbands, auf der Jahrespressekonferenz am Donnerstag. Die tatsächliche Sozialpolitik der CSU beiße sich mit der Idee eines "Familienlandes".

München: VdK sieht sich als "riesigen Fanclub des Sozialstaats":

Und auch die Ampel hat aus Sicht des VdK durch ihren vorzeitigen Bruch die Chance verpasst, wichtige Projekte wie das Rentenpaket II auf den Weg zu bringen. Der Verband, den Bentele als "riesigen Fanclub des Sozialstaats" bezeichnet, stellt daher vier Kernforderungen an die künftige Bundesregierung:

1. Eine stabile staatliche Alterssicherung: Im geplanten Rentenpaket II sollte das Rentenniveau auf 48 Prozent bis 2040 gesichert werden ‒ das heißt, eine Standardrente (45 Beitragsjahre eines Durchschnittsverdieners) entspricht 48 Prozent des Durchschnittsgehalts. Bentele ist das zu niedrig: "Wir fordern 53 Prozent, um armutsfeste Renten zu garantieren."

Von links nach rechts: Bettina Schubarth, Pressesprecherin des Sozialverband VdK, Verena Bentele, Präsidentin des VdK, und Michael Pausder, Landesgeschäftsführer des VdK Bayern auf der Jahrespressekonferenz des VdK.
Von links nach rechts: Bettina Schubarth, Pressesprecherin des Sozialverband VdK, Verena Bentele, Präsidentin des VdK, und Michael Pausder, Landesgeschäftsführer des VdK Bayern auf der Jahrespressekonferenz des VdK. © VdK Bayern

In Bayern liegen die Durchschnittsaltersrenten für Männer bei 1400 Euro ‒ 27 Euro weniger als im Bundesdurchschnitt. Bei Frauen ist der Unterschied noch gravierender: In Bayern erhalten diese im Schnitt 869 statt 936 Euro.

Bentele: "In ärmeren Rentnerhaushalten ist die gesetzliche Rente oft das einzige eigene Einkommen"

Doch jetzt, da nicht einmal die Haltelinie von 48 Prozent beim Rentenniveau garantiert ist, könnte dieses sogar auf 45 Prozent fallen, fürchtet Bentele. "In armen Rentnerhaushalten ist die gesetzliche Rente oft das einzige eigene Einkommen."

Der VdK will daher eine "Rente für alle": Alle Menschen sollen in ein und dasselbe Rentensystem einzahlen, auch Beamte. "Das würde die gesetzliche Rentenversicherung auf eine breitere Basis stellen", sagt Bentele.

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Das "Lieblingsrentenprojekt der Liberalen", das Generationenkapital, soll, wenn es nach dem VdK geht, künftig kein Thema mehr sein. Der Verband kritisierte bereits in der Vergangenheit, dass der geplante Kapitalstock zu niedrig sei und nicht klar definiert sei, in was investiert werde.

VdK-Präsidentin: "Es ist eine Schande, dass so viele Kinder in Armut aufwachsen"

2. Armut in allen Generationen bekämpfen: Neben einer besseren Rente fordert die VdK-Präsidentin ein "deutliches Bekenntnis zu Tariflöhnen" als Prävention gegen Altersarmut. Für sie sei unverständlich, dass sich die bayerische Staatsregierung gegen ein Tariftreuegesetz wehre.

Auch gegen Kinderarmut müsse der Staat mit einer Kindergrundsicherung stärker vorgehen. "Es ist eine Schande, dass wir es zulassen, dass so viele Kinder in Armut aufwachsen", sagt Bentele. In Bayern sind 16,2 Prozent aller Kinder und Jugendlichen von Armut bedroht oder betroffen.

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Bentele prangert die "absolut feindselige Haltung" der CSU gegen die Kindergrundsicherung an. Statt sich dafür einzusetzen, kürze das "Familienland Bayern" das einkommensabhängige Krippengeld, indem es mit dem Familiengeld ab 2026 zu einer Leistung zusammengefasst wird. Folglich gibt es nur noch 3000 Euro als Einmalzahlung anstatt bis zu 8400 Euro.

VdK fordert Erbschaftssteuer

3. Mehr Barrierefreiheit: Der VdK dringt auf eine Verpflichtung privater Anbieter von Dienstleistungen und Produkten zur Barrierefreiheit. Bentele sagt: "Sollte diese nicht vorhanden sein, so bräuchte es dringend Klagemöglichkeiten."

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4. Eine neue Steuerpolitik: Statt Sozialkürzungen will der VdK Reiche zur Kasse bitten, um die Haushaltslöcher zu stopfen: "Konkret fordern wir die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, eine Reichensteuer und eine Reform der Erbschaftssteuer." Letztere solle große Erbschaften und nicht "Omas Häuschen" in den Blick nehmen. "Dafür möchten wir mit einem hohen Freibetrag sorgen", sagt die VdK-Präsidentin.

Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, die laut Studien vor allem niedrige und mittlere Einkommen entlastet, sieht Bentele auf Nachfrage der AZ angesichts der Haushaltslage kritisch.

Der VdK setzt stattdessen auf zielgerichtete Förderungen wie das einkommensabhängige Klimageld. Bentele sagt: "Eine gute Sozialpolitik nimmt jeden mit, trägt manche eine Strecke und je mehr das tun, umso leichter ist es."

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  • Himbeergselchts am 30.11.2024 21:59 Uhr / Bewertung:

    Was eine Bürgerversicherung betrifft, in die alle einzahlen schließe ich mich Frau Bentele voll an.
    Alle zahlen ein. Bisher erhalten Angestellte, die Sozialabgaben einzahlen im Schnitt die Hälfte von dem, was Beamte an Pensionen beziehen, ohne je eingezahlt zu haben.
    Was die Kindergrundsicherung betrifft bin ich gänzlich anderer Meinung.
    Die Regelsätze aus Bürgergeld müssen für Nahrung, Bekleidung etc. genügen. Eine 4 köpfige Familie kommt da auf locker 1 700,— Euro Haushaltsgeld. Miete, Heizung, Nebenkosten, kitabeiträge, Kassenbeiträge und Zuschüsse für Bildung und Teilhabe (Ausflüge, Schullandheim) werden bezahlt.
    Das muss genügen und Bares muss für Bildung und Betreuung fließen. Für alles: Gebäude, Instandhaltung, Lernmaterial,Klassenfahrten, Personal,Betreuung…alles. Damit landet das Geld sicher und direkt bei den Kindern.
    Darüber hinaus sollte Eltern letztendlich doch noch ein Stück Verantwortung für ihre Kinder bleiben.
    Auf Söder braucht Bentele da nicht zu setzen.

  • SL am 28.11.2024 22:46 Uhr / Bewertung:

    VdK fordert "Rente für alle" . Besser wäre die Forderung "Pension für alle"

  • Witwe Bolte am 28.11.2024 19:46 Uhr / Bewertung:

    Bei den angegebenen Durchschnittsrenten geht nicht hervor, ob netto oder brutto.
    Und bei der Forderung, dass auch Beamte ins Rentensystem einzahlen sollen, wird der allmächtige Deutsche Beamtenbund Zeter und Mordio schreien.
    Niemals werden sich die Beamten ihre üppigen Bezüge und Privilegien beschneiden lassen. Es wird mit der Zweiklassen-Gesellschaft immer so weitergehen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Wir sind ja schließlich nicht Österreich.

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