Utopia und die Hoffnung
NÜRNBERG Utopia steht rückwärts geschrieben auf einer Tonne, die gleichzeitig Mülleimer oder Ölfass sein könnte, in der Mitte entspringt eine Palme – oder eine Ölfontäne? Ein „Kind“ steht dahinter, als Wächter? In einem Badewanne-Schiff stehen zwei weitere der Kinder-Schaufensterpuppen, auf dem Mast leuchtet ein Kreuz.
Hier, im Institut für moderne Kunst im Haus Defet (Gustav-Adolf-Str. 33, bis 30.7), ist ein wahnsinniger, talentierter Bilder- und Zeichenkombinierer am Werk, ein grotesk-genialer Geist, der schnell auffasst und trotzdem präzise umsetzt. Die „Future Islands“ getaufte Installation von Tjorg Douglas Beer ist erschreckend stimmig, einleuchtend, luzide – und großartig, bis hin zu den kleinen Gesten.
Zwei weitere Kinderpuppen, den Arm zum Hitlergruß gestreckt – und eine andere hat die gleiche Haltung mit ausgestrecktem Arm. Nur ist der nicht nach oben gerichtet, sondern nach vorn, und die Handfläche zeigt nach oben. Es ist ein Flehen um Geld, ein Kennzeichen der Armut, was durch die zum Verkauf dargebotenen Tulpen noch überhöht wird. Beer verknüpft unsere trostlose Welt mit Schlussfolgerungen, Drohungen und vermeintlichen Erklärungen. Aber es gibt sie, die Hoffnung: „e.p.o.H.“ steht auf einem der Poster, die die Kinder hochhalten: Hoffnung, nur halt verkehrt herum.
Die andere Ausstellung von Ben Hübsch, in der Oechsner Galerie (bis 18. 6.), punktet dagegen (unter anderem) mit Verblüffung: Die farbleuchtenden Gemälde, die computergeneriert wirken, sind mit Pinsel und Farbe gemalt. Scheinbar schwebende Farbbänder durchziehen Hübschs Basis-Form, den Kreis. Voller Energie werfen einen die Werke in den Assoziationsraum.
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