Unverständnis über Montgomerys Kritik an Söder

München (dpa/lby) - Die harsche Kritik von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery am Vorgehen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der Corona-Krise stößt in der Staatsregierung, aber auch bei Medizinern auf Unverständnis. Montgomery habe - so glaube er - hier eine "klare Fehleinschätzung bezüglich Bayern" gehabt, sagte der Ärztliche Direktor am LMU-Klinikum München und Vorsitzende der Universitätsmedizin Bayern, Prof.
von  dpa
Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor LMU Klinikum München. Foto: Sven Hoppe/dpa/Archivbild
Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor LMU Klinikum München. Foto: Sven Hoppe/dpa/Archivbild © dpa

München (dpa/lby) - Die harsche Kritik von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery am Vorgehen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der Corona-Krise stößt in der Staatsregierung, aber auch bei Medizinern auf Unverständnis. Montgomery habe - so glaube er - hier eine "klare Fehleinschätzung bezüglich Bayern" gehabt, sagte der Ärztliche Direktor am LMU-Klinikum München und Vorsitzende der Universitätsmedizin Bayern, Prof. Karl-Walter Jauch, am Donnerstag. "Da muss ich mich vielleicht als ärztlicher Kollege für unseren Ehrenpräsidenten Herrn Montgomery entschuldigen."

Montgomery hatte Söder im "Münchner Merkur" vorgeworfen, die Politik "der harten Hand" führe nicht zum Erfolg. Der Freistaat stehe bundesweit bei den Infektionszahlen am schlechtesten da, habe die höchste Sterbequote und die niedrigste Verdopplungszeit.

Söder selbst ließ Montgomerys Kritik unkommentiert, verteidigte aber den bayerischen Kurs zur Infektionsbekämpfung: "Experten sagen uns: Ohne unser beherztes Engagement und unsere frühzeitigen Entscheidungen hätten wir bis zu 50 000 Infektionen und unzählige Tote mehr gehabt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Dass in Bayern die Zahl von nachgewiesenen Infektionen und Toten höher sei als in allen anderen Bundesländern sei der Nähe zu Österreich und Italien geschuldet. Zudem liege der Freistaat bei den neuesten Zahlen inzwischen unter dem Bundesdurchschnitt - sowohl bei den Infektionen als auch bei den Todesfällen. Am Donnerstag war auch die Zahl der Genesenen erstmals höher als die der Neuinfektionen.

Auch der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Gerald Quitterer, sagte am Donnerstag, er gehe davon aus, "dass Ausgangsbeschränkungen geeignet sind, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen". Montgomerys Kritik erscheine "derzeit wenig hilfreich". Er betonte gleichzeitig, nach der Bewältigung der Corona-Krise müsse "über einige der getroffenen Maßnahmen diskutiert werden". Er kritisierte vor allem einen "eklatanten Mangel an Schutzausrüstung, insbesondere auch für das medizinische Personal" in Bayern.

Dank der rigiden Maßnahmen hätten sich die Infektionszahlen in Bayern zurückdrängen lassen, sagte Jauch weiter. Die Pandemie müsse weltweit bekämpft werden. Einzelne Maßnahmen müsse man aber immer unter regionalen Gesichtspunkten sehen. Auch Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) äußerte sich verwundert über Montgomerys Vorwürfe an die Staatsregierung. "Die Maßnahmen, die der Freistaat Bayern seit Beginn der Krise getroffen hat, sind richtig." Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) bezeichnete die Vorwürfe als "völlig abwegig". "Richtig ist: Das konsequente Vorgehen Bayerns hat ein stärkeres Ansteigen der Infektionszahlen verhindert. Das kann niemand ernsthaft bestreiten."

In Bayern hatte sich die Lungenkrankheit Covid-19 besonders stark ausgebreitet. Nicht zuletzt war das Sars-CoV-2-Virus von Skiurlaubern aus Südtirol und Österreich verstärkt nach Bayern gebracht worden.

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