Untreue: Bürgermeister (62) muss ins Gefängnis
Der CSU-Amtsträger aus Vestenbergsgreuth bekam jetzt 21 Monate Haft aufgebrummt.
ERLANGEN Gemeindearbeiter halfen auch schon mal auf seiner privaten Sommer-Rodelbahn aus, die Lohnkosten dafür (insgesamt 30570 Euro) überließ er der Stadtkasse. Dafür muss Rudolf Müller (CSU), 1. Bürgermeister von Vestenbergsgreuth (Kreis Erlangen-Höchstadt), nun für 21 Monate hinter Gitter.
Damit endete gestern ein neuntägiger Prozess mit 29 Zeugen vor dem Amtsgericht Erlangen. Das Gericht lastete dem 62-Jährigen 38 Fälle von Untreue an. Insgesamt ging es um 1178 Stunden zu je 26 Euro – beispielsweise für Pflasterarbeiten (AZ berichtete).
1178 Stunden schufteten Gemeindearbeiter für seine Privatzwecke
Müller, seit 19 Jahren Chef im Rathaus von Vestenbergsgreuth (1600 Einwohner), bestritt das Unrecht seiner Taten, die durch 2007 eine anonyme Anzeige aufkamen. Der Bürgermeister hatte zwischen April 2004 und Oktober 2007 bis zu fünf Bauhof-Mitarbeiter während ihrer Dienstzeit in seinen Privatfirmen eingesetzt, wie in der Sommer-Rodelbahn. Die Lohnkosten übernahm er nicht.
Als strafverschärfend wirkte sich Müllers Uneinsichtigkeit während der neun Verhandlungstage aus. Der ehrenamtliche Politiker hatte, flankiert von zwei Verteidigern aus Düsseldorf, keinerlei Unrechtsbewusstsein gezeigt.
„Die Vorwürfe sind eine Intrige meiner größten politischen und wirtschaftlichen Widersacher“, behauptete er. Die Müller vorgeworfene Stundenzahl sei viel zu hoch, basiere nur auf Schätzungen, hatten seine Verteidiger argumentiert und gestern Freispruch beantragt – vergebens.
Die Berufung gegen das Ersturteil am Amtsgericht steht an. Bis dahin bleibt der verurteilte erste Bürger der Gemeinde auf freiem Fuß. Bis das Urteil rechtskräftig ist, ruht auch das Amtsenthebungsverfahren gegen Müller, das am Ansbacher Verwaltungsgericht anhängig ist. cis
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