Unser Mann im All

Von wegen Schwerelosigkeit: Weltraumspaziergang? – „Das Wort ist irreführend“. Hans Schlegel (56) war 14 Tage lang auf der internationalen Weltraumstation ISS – und jetzt zu Gast bei der DLR in Oberpfaffenhofen.
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Unvergessliches Erlebnis: Hans Schlegel bei seinem Außenbordeinsatz am 13. Februar.
dpa Unvergessliches Erlebnis: Hans Schlegel bei seinem Außenbordeinsatz am 13. Februar.

Von wegen Schwerelosigkeit: Weltraumspaziergang? – „Das Wort ist irreführend“. Hans Schlegel (56) war 14 Tage lang auf der internationalen Weltraumstation ISS – und jetzt zu Gast bei der DLR in Oberpfaffenhofen.

Der Traum vom Schweben – den träumt Hans Schlegel häufig. Er steht am Rand des Grand Canyon und überlegt: Soll er wirklich mühsam runter und dann wieder rauf klettern? Oder soll er einfach loslassen und schwerelos auf die andere Seite schweben? Natürlich entscheidet er sich – im Traum– für die einfachere, die faszinierendere Möglichkeit. „Das hat natürlich etwas mit der Raumfahrt zu tun“, erklärt der deutsche Astronaut.

Hans Schlegel – das ist der Mann, der im Februar mit sechs weiteren Raumfliegern mit der Space Shuttle-Mission STS-122 das europäische Weltraumlabor Columbus zur Internationalen Raumstation ISS gebracht hat. Gestern besuchte der 56-Jährige mit seinen Kollegen das Flug- und Bodenkontrollteam beim deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen. Zum Erfahrungsaustausch – und um sich für die gute Zusammenarbeit zu bedanken.

Fast eineinhalb Jahre Training

Fast eineinhalb Jahre hat das Team für den 14-tägigen Einsatz im All trainiert. Nach der Ankopplung des Shuttle an die ISS nahmen die Astronauten umgehend die Arbeiten zur Vorbereitung der Montage des Weltraumlabors Columbus auf. Beim ersten Außenbordeinsatz (Extra vehicular activity, kurz EVA)montierten die Nasa-Astronauten Stan Love und RexWalheim das Columbus- Labor an der ISS.

Hans Schlegel kontrollierte und überwachte dabei die Arbeiten von Bord der ISS aus. Und dann war er selbst dran, kletterte in den 150 Kilo schweren Raumanzug, um mit RexWalheim einen neuen Stickstofftank für die ISS-Klimaanlage anzubringen. „Weltraum- Spaziergang – das Wort ist irreführend“, sagte der Astronaut gestern. Denn die knapp sieben Stunden im All waren alles andere als erholsam, sondern ein konzentriertes, perfekt vorbereiteter Arbeitseinsatz. Und zwar unter vielfach verschärften Bedingungen. Schon allein der Anzug: „Man muss sich das wie einen übergroßen Skianzug vorstellen“, berichtete Schlegel. „Dazu die Fäustlinge – man kann sich nicht einmal an der Nase kratzen.“ Als „kleine Expedition innerhalb der Expedition“ hat Schlegel den Aufenthalt außerhalb der Raumstation empfunden. Er ist der zweite Deutsche nach DLR-Vorstandsmitglied Thomas Reiter, der einen Außenbordeinsatz im freien Raum durchgeführt hat.

Kein Vergnügungstrip

Der 14-tägige Raumausflug war überhaupt alles andere als ein Vergnügungstrip. Das überaus anspruchsvolle Arbeitsprogramm, die Umstellung auf die Schwerelosigkeit, auf die Enge, die ganz speziellen Bedingungen in einem hoch motivierten Team.Wichtig für alle sieben Astronauten war die strikte Einhaltung der Arbeits- und der Schlafenszeiten. Acht Stunden Ruhe täglich waren vorgegeben. Und der Deutsche hatte keine Probleme damit, sich auf diesen Rhythmus einzustellen: „Wenn ich geschlafen habe, war das Gott sei Dank ein erholsamer Schlaf.“ In welcher Lage geschlafen wurde, war wegen der Schwerelosigkeit egal: „Der Unterschied existiert nur in unserem Kopf.“

In einem kurzen Video zeigten die STS-122-Astronauten ihre Arbeit und ihren Alltag im Weltraum. Vom Zähneputzen („Hygiene ist sehr wichtig“) über lustige Schwerelosigkeits- Spiele mit rasanten Drehungen. Und natürlich die obligatorischen Fotos aus dem Fenster der Raumstation. „Das ist in Wirklichkeit noch viel atemberaubender, als man es hier sieht“, schwärmt Schlegel. Und brach mit seinem Weltall-Team auf zur Zugspitze, um den „wunderbaren Anblick der Alpen“ auch mal vom Berggipfel aus zu genießen. Da machte das Wetter den Herren Austronauten allerdings einen Strich durch die Rechnung.

Rudolf Huber

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