Unglück überspülen

Die niederländische Band The Gathering kommt mit neuer Sängerin und neuem Album in den Nürnberger Hirsch
von  Abendzeitung
Erfolgreiche Suche: The Gathering mit neuer Sängerin (2. v. rechts).
Erfolgreiche Suche: The Gathering mit neuer Sängerin (2. v. rechts). © az

NÜRNBERG - Die niederländische Band The Gathering kommt mit neuer Sängerin und neuem Album in den Nürnberger Hirsch

Der erste Song des neuen Albums: ein Auftakt, der viel erklärt. Brachial verzerrte Gitarren marschieren über einen hypnotischen Grundrhythmus, der so typisch ist für The Gathering (morgen 20 Uhr, im Hirsch), einer Band, die musikalische Gegenpole wie Metal und Trip-Hop in bittersüßer Melancholie verschmilzt. Und dieser Auftakt zum neuen Album der Holländer, „The West Pole“, kommt ohne Gesang aus. Bemerkenswert, da 13 Jahre lang die glockenklare Stimme von Anneke von Giersbergen den Sound des Quintetts prägte. Sie verließ die Band, nun, drei Jahre später haben die Band-Gründer Hans (Schlagzeug) und René Rutten (Gitarre) wieder eine Stimme - nach langer Zeit der Stille. Die AZ sprach mit der Sängerin Silje Wergeland über musikalischen Wandel und die kathartische Wirkung trauriger Musik.

Frau Wergelenad, das neue Album hat wieder stärkere Rock-Elemente. Liegt das an Ihnen?

SILJE WERGELAND: Stimmt, die Grundtendenz des Albums geht wieder mehr in Richtung Rock, teilweise sogar Punkrock. Das ist eher selten für The Gathering. Aber das lag nicht an mir. Die Songs waren ja zum Großteil schon fertig geschrieben – allerdings ohne Gesang und Text. Den Gesang habe ich in meinem Homestudio dazu aufgenommen. Das hat von Anfang an gepasst. Was auch an meiner Art zu singen und Musik zu machen liegt. Es hat sich natürlich angefühlt, die Songs zu singen.

Hat man es als Wieder-Besetzung besonders schwer?

Ja, aber ich wusste von Anfang an, dass das hart wird. Aber als ich gefragt wurde, ob ich Lust dazu habe, gab es für mich nur ein „ja“. The Gathering haben ein bestimmtes Level – und das wollen wir unbedingt halten.

Und wie reagieren die Fans auf die Neue?

Unsere Konzerte waren bisher viel besser als ich dachte. Ich habe das Schlimmste erwartet, aber es kam anders. Ich bin sehr glücklich und zufrieden, wie das lief. Gerade, weil die Fans der Band sehr loyal sind.

The Gathering stehen für melancholische, atmosphärische Musik. Braucht man Unglück, um kreativ zu sein?

Es ist auf jeden Fall am einfachsten zu schreiben, wenn man nicht glücklich ist. Weil man sehr emotional ist. Aber „Treasure“ habe ich andererseits in einem glücklichen Moment geschrieben. Das ist auch auf der Bühne so. Wenn einen dort die Emotionen überspülen, dann kann man alles rauslassen, was man fühlt. Das ist wie eine großartige Therapie. Interview: M.Mai

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