Unbekannte töten Kalb, wollen trächtige Kuh entführen
Auerbach - Eine grausige Entdeckung machte eine Familie aus der Nähe von Auerbach (Landkreis Amberg-Sulzbach) als sie am Silvestermorgen zu ihren Kuhstall kam. Am Boden lag ein totes Kalb mit einer klaffenden Wunde am Hals und herausgeschnittenen Fleischteilen am linken Oberschenkel. Eine hoch trächtige Kuh hatte ein fünf Meter langes Stromkabel um den Hals und irrte umher. Im Umkreis des Hofes entdeckten die Landwirte etliche Blutlachen.
Bauer Gerhard Lindner (44) und seine Frau Nicole (35) können auch Tage danach immer noch nicht fassen, was da passiert ist. Nur nach und nach wird ihnen klar, welche abscheulichen Szenen sich in jener Nacht in dem Stall abgespielt haben müssen. Hinzu kommt die Angst, dass die Täter wieder zuschlagen könnten. Lindner ist sich sicher: "Die haben den Hof vorher ausspioniert!" Möglicherweise waren es sogar dieselben Täter, die kurz vorher in den Stall eingebrochen waren und unter anderem einen teuren Hochdruckreiniger gestohlen haben, spekuliert er.
"Sowas kann keiner alleine machen"
Lindner, der mit seiner Frau und den drei Kindern (19, 14 und 5 Jahre) rund 300 Meter östlich vom Hof entfernt wohnt, geht von mehreren Tätern aus. "So was kann keiner alleine machen." Möglicherweise sollten die Tiere mit einem weißen oder silbernen Kastenwagen oder VW-Bus älteren Baujahres abtransportiert werden. Solch ein Fahrzeug hatten Zeugen in jener Nacht gegen vier Uhr vom Grundstück wegfahren sehen.
Ein Aktivitätsmesser, den die hoch trächtige Kuh Zelle (8) um den Hals trägt, zeigt an, dass sie gegen drei Uhr am aktivsten war. Lindner schließt daraus, dass die Unbekannten um diese Zeit in den Viehstall eingedrungen sind.
Wurde das Kalb bei lebendigem Leib geschlachtet?
"Sie durchschnitten die Plane genau dort, wo die Kälber untergebracht sind", erzählt er. Danach trieben sie das neun Monate alte Kalb nach draußen und töteten es. Lindner quält die Frage, ob dem Kalb zuerst die Schlagader mit einem 25 cm langen Schnitt aufgeschnitten wurde, oder ob es an den Folgen der etwa fünf Kilo Fleisch, die man ihm aus der Keule heraus geschnitten hatte, starb. Das soll nun eine Untersuchung in der Pathologie in Erlangen klären.
Auf der anderen Seite des Stalles haben die Täter das Gatter mit einem Bolzenschneider geöffnet. Sie legten Kuh Zelle ein fünf Meter langes Stromkabel um den Hals und brachten sie nach draußen. Vermutlich konnte sich Zelle los reißen und lief auf dem Grundstück herum, denn draußen befanden sich Hufspuren. Die Familie bangt jetzt um das ungeborene Kalb von Zelle.
"Das muss der absolute Horror gewesen sein"
Seit jener Nacht ist nichts mehr wie es war in dem Stall, in dem rund 150 Tiere untergebracht sind. "Das muss der absolute Horror für die Kühe gewesen sein, denn die Kühe sind seither sehr unruhig", stellte Lindner fest. Er sorgt sich auch um eine andere Kuh, die in jener Nacht mit Zwillingen kalbte und keine Milch für ihre Kälbchen hat. Mittlerweile hat er auch bei anderen Kälbern und Kühen Verletzungen festgestellt.
Inzwischen ermittelt die Polizei in alle Richtungen wegen eines Vergehens nach dem Tierschutzgesetz, Sachbeschädigung und versuchten Viehdiebstahls. Auch das Landeskriminalamt wurde eingeschaltet, um ähnliche Fälle überprüfen, bestätigt Erster Polizeihauptkommissar Karlheinz Escher von der Polizeiinspektion in Auerbach.
Diebstähle von Kühen sind kein Einzelfall und haben in den vergangenen Jahren vor allem in den östlichen Bundesländern zugenommen. Die Diebe haben es dabei meist auf Tiere auf einer Weide oder auf Höfen, auf denen der Landwirt nicht selber wohnt, abgesehen. Statistisch werden solche Fälle nicht erfasst.
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