Ufos auf der Spur? "Es ist nicht hinnehmbar, es nicht zu wissen"

Ungeklärte Vorkommnisse am Firmament gibt es auch in Bayern. Eine Fachtagung befasst sich mit "Unidentified Aero Phenomena" – früher Ufos genannt.
von  Ralf Müller
In Bayern wird der Himmel permanent nach „UAPs“ (früher Ufos genannt) abgesucht. In den USA ist das Forschungsobjekt längst in der seriösen Wissenschaft angekommen und auch in Deutschland wird es nicht mehr als Spinnerei abgetan.
In Bayern wird der Himmel permanent nach „UAPs“ (früher Ufos genannt) abgesucht. In den USA ist das Forschungsobjekt längst in der seriösen Wissenschaft angekommen und auch in Deutschland wird es nicht mehr als Spinnerei abgetan. © imago

An einem Abend des Jahres 2022 war ein Passagierflugzeug auf dem Weg von der Türkei nach London, als dem britischen Piloten ein "sehr helles Objekt" östlich der Stadt Mühldorf am Inn auffiel. Die Größe des Objekts wurde nachträglich auf zehn bis 300 Meter geschätzt. Eine Erklärung dafür gibt es bis heute nicht. Kein Luftraumüberwachungssystem hatte etwas aufgezeichnet.

Die Beobachtung aus Bayern ist nur eine von vielen, die Douglas Buettner, Assistenzprofessor an der Universität Utah, in den vergangenen Jahren akribisch untersucht hat. Für viele Sichtungen von "Unidentified Aero Phenomena" (UAP), früher als "Ufo" bekannt, fand er Erklärungen, für andere – wie das Objekt über Mühldorf – nicht.

Sieben Spezialkameras prüfen den Himmel über Deutschland

Das stört Hakan Kayal, Würzburger Professor für Raumfahrttechnik, gewaltig. Seit einigen Jahren widmet er sich der Erforschung dieser Phänomene auf streng wissenschaftlicher Basis und hat dafür das "Interdisziplinäre Forschungszentrum für außerirdische Studien" (IFEX) gegründet. Mit inzwischen sieben hochempfindlichen Spezialkameras – eine davon auf der Zugspitze – sucht IFEX permanent den Himmel über Deutschland auf der Suche nach "UAPs" ab.

In den USA ist das Forschungsobjekt "UAP" längst in der "seriösen" Wissenschaft angekommen, aber auch in Deutschland wird das Thema in wissenschaftlichen Kreisen nicht mehr als reine Spinnerei von Ufo-Gläubigen abgetan. IFEX-Chef Kayal vermeidet, sich bei der Suche nach Erklärungen als Alien-Gläubiger zu outen. "Wir müssen wissen, was sich im Himmel tut", sagte Kayal zur Eröffnung einer von ihm einberufenen "SETI & UAP"-Konferenz an der Universität Würzburg. Unter "SETI" ist das 1984 gegründete gleichnamige Institut zu verstehen, das sich mit der Suche nach intelligentem außerirdischen Leben befasst. "Es ist nicht hinnehmbar, es nicht zu wissen", so der Raumfahrt-Professor.

900 Fälle von UAP-Sichtungen

Tatsächlich tut sich offenbar so einiges am Himmel, wie Ryan Graves, Pilot und Gründer der Vereinigung "Americans for Safe Aerospace", darlegte. In nur zwei Jahren registrierte die Organisation mehr als 900 Fälle von UAP-Sichtungen durch Flugzeugbesatzungen. Graves vermutet, dass es in Wirklichkeit noch weit mehr sind. Viele Meldungen unterblieben, weil Piloten und Crews befürchteten, sich lächerlich zu machen.

Graves schätzt, dass 30 Prozent aller Flugzeugbesatzungen schon einmal ein UAP beobachtet haben. In die Diskussion, ob Außerirdische, fremde Mächte, unbekannte neue oder Technologien aus der Zukunft dahinter stecken, will sich Graves nicht einmischen. Es geht ihm um die Flugsicherheit.

In der Nähe einer Boing 737 erschien ein Dreieck

Dass diese Sicherheit durch UAPs beeinträchtigt ist, macht Graves an einem Zwischenfall aus dem Jahre 2023 über Südafrika fest. In unmittelbarer Nähe einer Boeing 737 erschien ein großes "schwarzes Dreieck". Den Abstand zur Maschine schätzte die Crew auf 150 Meter, was in der Luftfahrt einem klassischen Fall eines "Beinahe-Zusammenstoßes" gleich kommt. Die Crew sei von dem Vorfall so erschüttert gewesen, dass sie sich nach dem Flug freiwillig einem Drogentest unterzogen habe, berichtete Graves. Die Tests fielen allesamt negativ aus. Beinahe-Zusammenstöße mit UAPs werden immer wieder berichtet.

Dem Phänomen Ufo oder UAP nähert man sich auch mit Mitteln der Psychologie. Viele Menschen, die von einem UAP-Erlebnis berichten, schildern gleichzeitig ein Gefühl, als ob sie die reale Welt verlassen hätten. Diese Empfindung tritt mittlerweile so häufig auf, dass in Fachkreisen schon von einem "Oz Factor" in Anspielung auf die alternative Realität im "Zauberer von Oz" die Rede ist.

60 Prozent glauben, dass Aliens Erde besucht haben

Die spannende Frage, ob wirklich Außerirdische hinter den Phänomenen stecken, konnte und wollte die Würzburger Konferenz nicht beantworten, wohl aber beschäftigte sie sich mit der Frage, wie das Thema auf die Öffentlichkeit wirkt. In einer offenen – ausdrücklich nicht als statistisch relevant bezeichneten – "globalen" Umfrage über die Webseite der britischen Durham-Universität nahmen 6515 Menschen aus 88 Ländern teil. Beachtliche 77 Prozent davon gingen davon aus, dass die Menschheit irgendwann in Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen kommen werde, berichtete Andreas Anton von der "Gesellschaft zur Erforschung von Ufo-Phänomenen" (GEP). 60 Prozent vertraten die Ansicht, dass die Erde von Aliens bereits besucht wurde oder gar wird.

Die Wahrscheinlichkeit eines Kontakts mit Außerirdischen sei zwar äußerst gering, aber falls es dazu komme, werde dies enorme Auswirkungen auf die Menschheit haben, sagte Anton. Er verglich den Alien-Kontakt mit dem Einschlag eines "Planeten-Killer"-Meteoriten: unwahrscheinlich, aber potenziell katastrophal. Es sei daher berechtigt, sich mit diesem Fall zu befassen. Nach der Durham-Umfrage ist die Haltung der Menschen zu einem "Encounter" mit Außerirdischen ambivalent: Bei einer Mehrheit überwiege die Begeisterung, andererseits wurde tiefe Besorgnis geäußert. Letztlich spiegele das Bild der Menschen von Außerirdischen sie selbst wider, meinte Anton.

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