Überfall auf Reisebus: Bewaffnete Tatverdächtige auf der Flucht
Es ist mitten in der Nacht auf Montag, als ein kleiner Reisebus auf der A93 unterwegs ist. Bis auf das Scheinwerferlicht des Busses und jener wenigen Autos, die sonst noch um diese Uhrzeit auf den Straßen fahren, ist alles dunkel.
Was folgt, sind Szenen, die einem Thriller im TV entspringen könnten: An der Anschlussstelle Aiglsbach (Landkreis Kelheim) wird der Bus gegen 3.30 Uhr mittels Signalen zum Abfahren und Halten gebracht, teilt die Polizei Landshut mit. Schleierfahnder, die den Fahrzeugzustand oder die Reisenden überprüfen wollen?
Drei Männer mit Schusswaffen steigen aus einem weißen VW-Kleinbus und geben vor, eine Kontrolle durchzuführen, wie die Polizei berichtet. Ob sie sich auch als Ordnungshüter ausgegeben haben, ist nicht bekannt. Klar ist jedenfalls, dass sie keine sind und auch keine echte Überprüfung durchführen: Stattdessen stehlen sie den Fahrgästen Bargeld, Pässe und weitere Dokumente.
Reisebus-Überfall: Täter flüchten mit deutschen Kleinbus
Zumindest geht es – anders als im Thriller – glimpflich aus: Die Räuber verletzen weder den Fahrer noch einen der zehn Passagiere – bei denen es sich größtenteils um Albaner handelt, wie eine Polizeisprecherin der AZ sagt. Demnach ist auch niemand bedroht worden.
Die bewaffneten Männer verschwinden im Anschluss wieder – und flüchten mit ihrem Kleinbus in Fahrtrichtung München. Das Fahrzeug soll mutmaßlich eine deutsche Zulassung mit Teilkennzeichen "WR" haben. Das Kürzel steht für Wernigerode im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt.

Der Reisebus hat laut Polizei hingegen eine albanische Zulassung. Woher er kam und welches Reiseziel er hatte, konnte die Sprecherin nicht beantworten. Auch weitere Details will die Polizei nach derzeitigen Ermittlungsstand nicht nennen. Sie sucht weiterhin nach den Tätern, wie es auf Nachfrage der AZ heißt.
Omnibus-Verband: "Absoluter Einzelfall"
Was bleibt, sind viele Fragezeichen. Und die Angst, dass auch andere Kriminelle künftig die Passagiere nachts fahrender Reisebusse als wehrlose Opfer ausersehen. Die müsse man aber nicht haben, beruhigt Stephan Rabl, Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO). Die Rede ist von einem "absoluten Einzelfall": "Solche oder ähnlich gelagerte aktuelle oder vergangene Fälle sind uns nicht bekannt. Das gilt sowohl für Bayern als auch bundesweit."
Der Verband weist darauf hin: Offizielle Straßenkontrollen seien als solche in der Regel deutlich zu erkennen. Im Zweifel gilt: Die Beamten müssen sich ausweisen können.
Außerdem ließe sich über den Notruf die Rechtmäßigkeit der Kontrolle erfragen. Der LBO empfiehlt: "Nicht unter Druck setzen lassen, niemanden in das Fahrzeug einsteigen und niemanden aussteigen lassen, solange nicht die 'echte' Polizei vor Ort ist."
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