Übereifriger Tierretter beschlagnahmt zwei Hunde
Ein selbsternannter Hundepolizist steht wegen Nötigung eines Hunde-Frauchens vor Gericht
NÜRNBERG Als unermüdlicher Helfer in der Not sieht sich der Hobby-Tierretter Hans B. (30, alle Namen geändert). Doch ein Einsatz, in dem der Bestatter quasi als Hundepolizist auftrat, brachte ihn gestern wegen Nötigung vors Nürnberger Amtsgericht.
Verärgerte Nachbarn hatten ihn alarmiert, weil es aus einer Wohnung im Nürnberger Stadtteil St. Leonhard ziemlich streng roch. Die Mieterin Anna B. (51) hielt zwei Hunde – einen Pudel und einen Schäferhund-Mix – die wohl nicht immer Gassi geführt wurden. Hans B. stand eines Tages mit einem Helfer vor ihrer Türe: „Geben Sie die Hunde raus, sonst holen wir die Polizei“, drohte Hans B. (Verteidiger Ralf Peisl) und ließ die überrumpelte Frau noch einen vertrakt verklausulierten Vertrag unterschreiben. „Den versteht doch keiner“, stellte Richter Volker Kanz fest. Grob gesagt stehe drin, dass man mit der Unterschrift alle Rechte an seinen Tieren verliert.
„Ich hab’s nicht so mitbekommen“, sagte Anna B. „Ich stand damals unter Beruhigungsmitteln, weil ich soviel Stress hatte, die Tochter lag im Krankenhaus.“ – Aber mündlich sei mit Hans B. ausgemacht worden, dass sie die Hunde wiederbekomme, wenn die Wohnung wieder sauber sei.
Als sie sich nach drei Tagen bei Hans B. meldete, waren Schäfer-Mix Asta und Pudel Britney weg – untergebracht im Tierheim Feucht. „Wenn ich auf den großen Hund verzichte, bekomme ich den kleinen zurück“, habe Hans B. zu ihr gesagt. Tatsächlich erhielt die Frau den Pudel zurück samt einer Rechnung über 233 Euro für angefallene Kosten. Asta war weg. Weil Anna B. dem Tierretter verzieh, stellte der Richter das Verfahren ein – gegen 1000 Euro Buße zugunsten kranker Kinder. cis
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