Tür an Tür mit Alice
NÜRNBERG - Der Ex-Smokie-Sänger Chris Norman kommt mit einem „Best of“ in die Nürnberger Meistersingerhalle.
Manche Dinge ändern sich nie: Auch nach 27 Jahren auf Solopfaden wird der britische Sänger Chris Norman noch immer als die rauchige Charakterstimme von Smokie wahrgenommen, die neben unzähligen anderen Charterfolgen den Welthit „Living Next Door To Alice“ unnachahmlich ins Mikro raunzt. Momentan blickt der Mann mit dem 80er-Jahre-Haarschnitt auf sein komplettes Lebenswerk zurück und hat dafür alle relevanten Songs sowohl der Smokie- als auch Solo-Ära auf eine Doppel-CD gepackt — und dreht mit diesem „Best Of“-Programm am 2. April in der Nürnberger Meistersingerhalle kräftig am Nostlagie-Rad.
„Living Next Door To Alice" sorgte dafür, dass der Name Smokie quasi in aller Munde war. Doch das bekannteste Lied der Briten entpuppte sich im Nachhinein sogar als kleines Ärgernis für Chris Norman. „Wir waren gar nicht begeistert, weil ,Alice’ nicht so richtig zu uns passte und uns eigentlich zu schmalzig war. Also haben wir entschieden, es nur für eine Veröffentlichung in Amerika aufzunehmen. Unser Label-Chef war aber der Meinung, dass dies die Singleauskopplung werden sollte. Also haben wir den Song veröffentlicht.“
Nachdem Gompie (Peter Koelewijn und Rob Peters) Mitte der 1990er Jahre den Titel als „Who The Fuck Is Alice" coverte und Smokie den Song mit den partytauglichen Stellen recycelte, war Norman schon lange nicht mehr Teil der Band: „Wäre ich noch in der Band gewesen, dann wäre dies ganz sicher nicht passiert."
Beim Komponieren legt Norman Wert auf die Texte, auch auf im Ohr hängen bleibende Melodien. Vor allem aber ist ihm wichtig, dass die Songs von echten Musikern eingespielt werden. „Es gab Zeiten, in denen Musik meist mit Computern und Synthesizern produziert wurde. Für mich hatte das nie auch nur einen Hauch von Seele. Ich habe in der Vergangenheit auch einige solcher Platten gemacht. Für mich hatte das mit Musik nichts mehr zu tun. Es ist wichtig, dass beim Hören Emotionen erzeugt werden."
Künstlerisch vollführt Chris Norman den Balanceakt auf dem schmalen Grat zwischen Rock und Pop. „Als ich im Teenageralter anfing, war mein Ziel wie ein Beatle zu sein. Bei Smokie waren viele Sachen ziemlich rockig, ganz besonders bevor wir Hits landeten. Aber wenn man ein Hit-Album hat, wird es gleich als Pop bezeichnet. Wenn ich live auftrete, dann verstehe ich meine Begleitmusiker auch als Rockband. Pop und Rock ist doch das gleiche."
Vor sechs Jahren nahm Chris Norman an der TV-Sendung „Comeback Show" teil, um das damals erschienenes Album „Homemade" etwas mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Die Strategie ging auf, Norman gewann den Wettbewerb, doch dazu musste er sich der Kritik einer Jury aussetzen. „Mir war bewusst, was mich erwartet. Harold Faltermeyer, den ich für seine Ideen und sein Musikwissen respektierte, oder Gastjuroren sagten alle nette Sachen und gaben mir gute Wertungen.“ Auch, wenn sie ahnungslos waren: „Anastacia hat immer nur dumme Kommentare abgegeben: Sie ist in junges Mädel, das nichts vom Musikgeschäft weiß und erst recht keine Ahnung hat, was ich schon alles gemacht habe. So war es bei DJ Tomekk: Wenn er noch 20 Jahre im Geschäft ist, dann weiß er wenigstens, worüber er spricht. Insofern hat mich das absolut nicht gestört." fidus
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