Trotz Artenschutz Tötung einzelner Fischotter erlaubt

Der Fischotter fühlt sich langsam wieder wohl in Bayern. Zur Freude der Tierschützer, zum Leid der Teichbesitzer. Denn die Raubtiere machen sich über ihre Fische her. Sie hoffen nun auf eine drastische Lösung.
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Zwei Glattotter schwimmen in einem Fluss. Foto: Then Chih Wey/XinHua/dpa/Symbolbild
dpa Zwei Glattotter schwimmen in einem Fluss. Foto: Then Chih Wey/XinHua/dpa/Symbolbild

Regensburg (dpa/lby) - Die Regierung der Oberpfalz erlaubt, dass einzelne Fischotter gefangen und getötet werden. In den Landkreisen Cham, Schwandorf und Tirschenreuth sollen heuer sechs Tiere erschossen werden, obwohl die Raubtiere unter Artenschutz stehen. Das landesweite Pilotprojekt erhitzt schon seit Jahren die Gemüter.

Der Fischotter "ist ein echter Bayer", heißt es auf der Homepage des Bundes Naturschutz (BN). Heimisch sei er trotzdem nicht gewesen. "Ungefähr hundert Jahre lang gab's hier kaum noch Fischotter", schätzt Christine Margraf vom BN. Erst in den vergangenen Jahren breite sich die Art in Bayern wieder mehr aus - vor allem im Bayerischen Wald, der Oberpfalz und in Oberfranken.

Ein gutes Zeichen für die Tierschützer. Denn der Fischotter gilt als anspruchsvoll. Lässt er sich nieder, fühlen sich dort auch andere Tierarten und Pflanzen wohl. Wie viele Otter in Bayern leben, weiß man nicht. Aber es gebe noch immer eine "riesige Verbreitungslücke mitten in Bayern", so Margraf. In West- und Osteuropa kämen Fischotter vor, in weiten Teilen des Freistaats nicht.

Geht es nach den Teichbesitzern, sind es jetzt schon viel zu viele. Denn die Raubtiere fressen ihre Weiher leer, rund ein Kilo Fisch verdrücke ein Tier pro Tag. "Bis zum Totalausfall", sagte Alexander Flierl, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberpfalz und CSU-Landtagsabgeordneter. "Immer mehr Teichwirte geben deshalb auf."

Und es wird immer schlimmer, wenn es nach den Zahlen der oberpfälzischen Regierung geht: So wuchsen die Schäden durch den Fischotter bayernweit von 280 000 Euro im Jahr 2016 auf rund 1,04 Millionen Euro im Jahr 2018.

Das Problem wird schon länger diskutiert. Seit 2013 gilt in Bayern der sogenannte Fischotter-Managementplan. Er soll den Fischotter schützen und gleichzeitig die Teichwirte vor dem Ruin bewahren. Bisher sieht der Plan Beratung durch spezielle Fischotterexperten, technische Maßnahmen wie Zäune und Entschädigungen vor.

Das reiche hinten und vorne nicht aus, meint Flierl. Allein in der Oberpfalz gebe es 10 000 Hektar Teichfläche. Alles einzuzäunen sei viel zu teuer und technisch auch gar nicht möglich. Deshalb also das Pilotprojekt: Bis Ende des Jahres sollen erstmal nur sechs Fischotter getötet werden, langfristig soll ihre "Entnahme" in den Fischotter-Managementplan aufgenommen werden.

"Das ist noch keine Jagderlaubnis, aber ein erster Schritt in die Richtung", sagte BN-Expertin Margraf. Seit 1968 sei die Jagd auf Fischotter bundesweit verboten, umso bedauerlicher sei die Entscheidung der Regierung. "Die Fischotter darappeln sich gerade erst wieder. Wenn wir jetzt eingreifen, ist die Population ganz schnell wieder kaputt."

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