Trissy und Allen: Baldham kämpft

Die US-Teenager können in jedem Moment abgeschoben werden - denn jetzt hat sich der Vater der Kinder per Brief gemeldet. Dagegen wollen Hunderte Bürger protestieren, am Donnerstagabend organisieren sie eine Lichterkette. Auch ein Anwalt will sich nicht geschlagen geben.
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Ein Brief von Trissy an Timea S offenbart den Willen der Kinder: "Ich will für immer bei dir bleiben."
Sigi Müller 2 Ein Brief von Trissy an Timea S offenbart den Willen der Kinder: "Ich will für immer bei dir bleiben."

BALDHAM - Die US-Teenager können in jedem Moment abgeschoben werden - denn jetzt hat sich der Vater der Kinder per Brief gemeldet. Dagegen wollen Hunderte Bürger protestieren, am Donnerstagabend organisieren sie eine Lichterkette. Auch ein Anwalt will sich nicht geschlagen geben.

Er will sie zurück. Nach knapp vier Jahren Exil. Der Vater der US-Kinder Trissy (13) und Allen (15) aus Baldham wünscht, dass sie wieder zu ihm nach Dallas kommen. Schriftlich. Dabei hatte er sie lange Zeit hin- und hergeschoben. Das Sorgerecht übertrug er erst seinen Eltern, dann seiner Tante und schließlich den Eltern seiner zweiten Frau in Deutschland. Dort lebten die Kinder vier Jahre. Illegal. Ohne Schule.

Die Kinder flohen schon einmal vor ihrer drohenden Abschiebung

Trissy und Allen haben Angst, zu gehen. „Wir wollen nicht zurück nach Amerika, dort gibt es für uns keine Hoffnung, keine Zukunft", sagte Allen der AZ. Schon am 26. Oktober sollten sie in die USA rückgeführt werden. So wollte es das Ebersberger Jugendamt. Trissy und Allen packte die nackte Angst: Sie flohen wenige Stunden zuvor aus dem Heim, in dem sie wohnten. Drei Tage später tauchten sie verfroren vor dem Kloster St. Gabriel in Solln wieder auf.

Jetzt prüft das Amtsgericht Ebersberg wieder: Müssen Trissy und Allen zurück? Es sieht ganz so aus. „Es liegt ein notariell beglaubigter Brief des Vaters vor“, sagt Amtsdirektorin Angelika Felzmann der AZ. „Der Vater hatte sich gewundert, warum die Kinder nicht zum geplanten Termin wieder bei ihm waren.“ Die plötzliche Flucht der Kinder habe „alle etwas überrollt“, sagt Felzmann. „Jetzt werden alle Beteiligten vom Gericht gehört.“

Der Anwalt klagt, die Bürger protestieren

Alle? Nicht ganz. Die Baldhamerin Timea S. (43), die beide Kinder bei sich aufnehmen will und der sie als Einzige vertrauen, hat juristisch gesehen kein Mitspracherecht und wurde nicht gefragt. Auch Hubert Heinhold nicht. Der Münchner Asylrechtsexperte wurde von Trissy und Allen zwar zu ihrem Anwalt berufen. Das Amtsgericht ließ das aber nicht zu. Dagegen hat er eine Beschwerde beim Oberlandesgericht eingereicht.

Der Brief aber ist ein starkes Argument, sagt er: „Elternrecht ist ein starkes Recht. Und der Vater ist sorgeberechtigt.“ Trissy und Allen könnten also jeden Moment abgeschoben werden. „Ich rechne mit einer Entscheidung im Laufe der nächsten Woche“, sagt Angelika Felzmann. „Es kann aber auch morgen sein.“

Mahnwachen und Lichterketten

Da juristisch wenig möglich ist, gehen die Baldhamer auf die Straße. Vergangene Woche waren Mitschüler, Spielkameraden und Nachbarn vor dem Rathaus in Vaterstetten zusammen gekommen. Sie demonstrierten gegen die Abschiebung der traumatisierten Geschwister und baten um Unterstützung für Timea S. Am Donnerstagabend organisieren sie eine Lichterkette. Timea S. wird da sein, Anwalt Hubert Heinhold nicht: „Ich kämpfe am Schreibtisch!“

T. Gautier, N. Job

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