Traumfabrik aus Schnipseln
NÜRNBERG - Filmarbeiten der Kaliforninerin Jennifer West in der Nürnberger Abrecht-Dürer-Gesellschaft.
Es ist eine Traumfabrik aus Gefühlsschnipseln Hollywoods, die sich die Kalifornierin Jennifer West baut. Verwackelte Aufnahmen von Roadtrips und Lagerfeuerpartys, ein nervöser Dauerbeschuss aus Flimmern und Flackern. Montiert aus 16-mm-Filmmaterial, malträtiert mit allem, was ihr in die Finger kommt: Sellerie und Haarspray, Nagellack und Tannennadeln, Drogenpillen und Energy-Drinks, Motorradabdrücke und Marshmallow. In Nürnbergs Kunstverein Albrecht-Dürer-Gesellschaft ist das Ergebnis zu sehen. Und der Besucher hat keine Chance, unbeteiligt zu sein. Er wird zum Schattenspieler im digitalen Loop. Die Projektoren stehen auf dem Boden und werfen reichlich mit Farben.
Die Titel ihrer Oberflächen-Behandlungen gleichen einer Gebrauchsanweisung. Einer lautet: „Skinnydipping Carbon Beach Malibu Film – In Front of David Geffen’s House (11MM color an b&w film neg sprayed with fried pickle juice, painted with Bloody Mary using, celery stalks & ash from the Malibu fires, submerged in the ocean)“. Die Ingredienzien eines Strandhappenings samt kochender Salzlösung, Bloody Mary, Asche und Tauchgang im Meer sind da noch präsent.
Jennifer West ist kein Kind von traurigen Hippie-Eltern, eine Abenteurerin, die Halluzinationen auf Zelluloid und auf die Netzhaut brennt. Die mit einem Rudel Jungs Paintball spielt und daraus eine Antwort auf Jacksons Pollocks Actionpainting formt. Eine, die für die Tate Modern in London eine bizarre Liebeserklärung an Kaliforniens Go-West-Euphorie formulierte: über Aufnahmen mit Schönwetter-Himmel ratterten unablässig Skateborder. Spurlos ist das nicht am Heimatgefühl vorbei gegangen. Sieht man im Milchhof. Andreas Radlmaier
ADG (Milchhof, Kressengartenstr. 2): bis 4. April, Mi-So 14-18 Uhr. Führung: 28.2., 15 Uhr.
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