Tourismus-Schock am Watzmann: Reparatur der Seilbahn ungewiss – Hauptsaison gefährdet

Mitten in der Hauptsaison ist die Materialseilbahn zur beliebten Hütte kaputt. Und die bringt normal alles nach oben – von Klopapier bis Getränke. Wie geht es jetzt weiter?
Kilian Pfeifer |
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12.800 Besucher haben im vergangenen Jahr im Watzmannhaus übernachtet.
12.800 Besucher haben im vergangenen Jahr im Watzmannhaus übernachtet. © Kilian Pfeiffer

Berchtesgaden – Die Betreiber des Watzmannhauses stehen vor einem gewaltigen Problem: Inmitten der touristischen Hauptsaison ist die Materialseilbahn zur Versorgung der Hütte außer Betrieb gegangen. Das Zugseil ist gerissen.

Defekt zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt

Die Ursache sei noch unbekannt, sagt Markus Block, Sprecher des Alpenvereins Sektion München. Die Transporte soll nun ein Hubschrauber übernehmen. Wie lange die Reparatur dauert, bleibt fraglich.

Wieso das Zugseil der Materialseilbahn riss, ist die große Frage, die die Verantwortlichen derzeit beschäftigt. Fakt ist: Die Bahn kann seit Mitte vergangener Woche nicht mehr genutzt werden, der Defekt kam unerwartet und zu einem maximal ungünstigen Zeitpunkt.

Hauptsaison geht noch bis Oktober

„Nach der Ursache muss erst noch gefahndet werden“, sagt Annette Verst, die bis vor Kurzem gemeinsam mit Ehemann Bruno das Watzmannhaus betrieb, ehe Sohn Paul es Anfang des Jahres übernahm. „Ein Unwetter samt Gewitter könnte der Grund gewesen sein“, mutmaßt sie am Telefon, ohne ins Detail zu gehen.

Genaueres werden erst weitere Untersuchungen ergeben, sagt auch Markus Block. Ein Spezialunternehmen sei bereits beauftragt worden, den Schaden im Detail zu begutachten und ein Sanierungskonzept zu erstellen. Dass der Schaden inklusive Ausfall genau jetzt passiert, ist für die DAV-Sektion München ungünstig: „Die Hauptsaison geht noch bis in den Oktober hinein“, sagt Block.

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Schlafplätze begehrt, genauso wie Schmankerl auf der Hütte

Aber auch ohne Seilbahnbetrieb bleibt das Watzmannhaus die kommenden Wochen und Monate über ausgebucht – die Schlafplätze sind unter Alpinbesuchern begehrt, die sich etwa auf die Watzmannüberschreitung vorbereiten oder einen Abstecher auf das Hocheck wagen.

Das Watzmannhaus ist für den Deutschen Alpenverein (DAV) mit mehr als 200 Schlafplätzen sowohl eine der größten als auch eine der meistbesuchten Hütten – nicht nur in den Berchtesgadener Alpen.

Mehr als 12.800 bezahlte Übernachtungen verzeichnete die Sektion München im vergangenen Jahr. „Dazu kommen etliche Tagesgäste, die nach einer Einkehr und dem Besteigen des Hochecks wieder ins Tal absteigen“, sagt Sektionssprecher Block.

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Das Watzmannhaus ist für den Deutschen Alpenverein (DAV) mit mehr als 200 Schlafplätzen sowohl eine der größten als auch eine der meistbesuchten Hütten - nicht nur in den Berchtesgadener Alpen. Mehr als 12.800 bezahlte Übernachtungen verzeichnete die Sektion München im vergangenen Jahr. "Dazu kommen etliche Tagesgäste, die nach einer Einkehr und dem Besteigen des Hochecks wieder ins Tal absteigen", sagt Sektionssprecher Block.

Das gerissene Zugseil stellt die Betreiber deshalb vor eine erhebliche logistische und finanzielle Herausforderung. Denn die komplette Versorgung des Watzmannhauses läuft über die Materialseilbahn ab. „Sämtliche Nahrungsmittel und Getränke werden damit zum Watzmannhaus transportiert“, so Block.

Die komplette Versorgung läuft normal über die Seilbahn

Egal ob WC-Papier, Seife, Geschirr und Besteck oder das Werkzeug von Handwerkern, die am Watzmannhaus ihrer Arbeit nachgehen – jedes Teil erreicht sein Ziel mithilfe des Seilbahnwagens.

Die Materialseilbahn, die seit dem Jahr 1975 in Betrieb ist, überwindet auf einer Strecke von 1,3 Kilometern einen Höhenunterschied von 574 Metern – gestützt von einer einzigen Portalstütze auf der gesamten Strecke. Die Bergstation am Ende liegt auf 1924 Metern.

Alpenvereins-Sprecher Block sagt, dass im Laufe der Jahre immer wieder Teile der Anlage modernisiert worden waren. So wurde der Antrieb im Jahr 1994 ausgetauscht und 2021 ein neuer Seilbahnwagen aus Aluminium installiert. Dessen Traglast: rund 200 Kilo.

Hubschrauber sollen den Ausfall überbrücken

Als derzeit einzige Alternative sind kostenintensive Hubschrauberflüge angedacht. „Um diese optimal durchzuführen, laufen zur Zeit Absprachen mit den umliegenden Hütten“, so Markus Block.

Mit eingebunden sei die Verwaltung des Nationalparks Berchtesgaden: Denn das Watzmannhaus liegt im einzigen Alpennationalpark Deutschlands.

Wie hoch die Kosten für die Reparatur ausfallen werden? Darüber lässt sich aktuell nur spekulieren. Aussagen dazu seien erst nach der Begutachtung möglich, heißt es bei der Sektion München. Der Druck, schnell zu reparieren, ist hoch. „Wir hoffen auf eine rasche Erneuerung der Seilbahn noch im Laufe dieser Saison“, sagt Block.  

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3 Kommentare
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  • Der Münchner am 24.08.2024 10:46 Uhr / Bewertung:

    Dann halt wieder Selbstversorger, so wie früher auch!
    Der Wirt wird schon nicht verhungern!

  • am 22.08.2024 21:33 Uhr / Bewertung:

    Dann gibt’s halt mal nix a Weile lang.

  • Schorsch77 am 22.08.2024 19:40 Uhr / Bewertung:

    Ein neues Tragseil wird dauern, das hat keiner im Lager liegen.

    Anderseits gibt es genug Liftanlagen die still stehen und pleite sind oder auf den Winter warten.

    Notwendige Länge und den Durchmesser bestimmen und dann ran ans Telefon und Liftbetreiber abtelefonieren wo was passendes geliehen oder gekauft werden kann.

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