Totgesagte spielen länger

Club: Reinhardt kämpft mal wieder um seinen Stammplatz – und Oenning hält zu ihm
von  Abendzeitung
Totgesagte spielen länger: Dominik Reinhardt will noch des öfteren in Jubelpose auftreten.
Totgesagte spielen länger: Dominik Reinhardt will noch des öfteren in Jubelpose auftreten. © Wolfgang Zink

Club: Reinhardt kämpft mal wieder um seinen Stammplatz – und Oenning hält zu ihm

BELEK Die Szene, die sich auf dem Gelände des 1. FC Nürnberg vor ein paar Wochen abspielte, war irgendwie bezeichnend. Die Kiebitze lästerten – mal wieder – lautstark über Dominik Reinhardt. Der Rechtsverteidiger, gerade an der Seitenlinie auf seinen nächsten Flankenlauf wartend, konnte gar nicht anders. Er musste zuhören. Die damals noch harmloseste Aussage: „Wenn der nur ansatzweise so wie sein Vater früher spielen würde, wäre er ein Großer.“

Wird ständig mit seinem prominenten Vater verglichen

Der Filius (24) trägt schwer an der Last, den ständigen Vergleichen mit Papa Alois (47), immerhin viermaliger Nationalspieler, Uefa-Cup-Sieger 1988 und mit 267 Erstliga-Einsätze dekoriert. Dominiks Reaktion auf die Anschuldigungen: ein kurzer, reichlich bedröppelt wirkender Blick. Nicht mehr. Er ließ sich seine Wut nicht anmerken. So entspricht es eben seinem Charakter. Ruhig, bescheiden, alles andere als draufgängerisch. Leider wirkt Reinhardt junior auch auf dem Platz in seinen Aktionen bisweilen viel zu zaghaft.

"Ich versuche immer, Vollgas zu geben"

Die Fans würden sich wünschen, dass er seine Vorstöße beherzter zum Abschluss bringen würde. Er auch mal robuster zulangen würde und vorzugsweise nicht nur Fairplay-Lösungen in der Defensive anbietet. Nicht falsch verstehen: Keiner fordert, dass er den Gegnern die Knochen poliert, Verletzungen in Kauf nimmt. Aber ein Schuss mehr Aggressivität kann nicht schaden. „Ich versuche immer, Vollgas zu geben. Meine Hauptaufgabe liegt aber in der Defensive“, erklärt Reinhardt. Beleg: Mit vier Gelben Karten hat er bereits jetzt, nach 14 Ligaeinsätzen in der Hinrunde, einen neuen persönlichen Rekord aufgestellt.

„In den Jahren, wo er totgesagt war, hat er immer gespielt“, weiß Trainer Michael Oenning um die endlosen Diskussionen des von den Anhängern zum Buhmann degradierten Familienvaters, dem die Konkurrenz im Nacken sitzt.

Juri Judt, aber auch Neuzugang Dennis Diekmeier lauern auf ihre Chance. Wobei der Ex-Fürther Judt diese beinahe schon zu Reinhardts Nachteil genutzt hätte, nach einem Faserriss aber wieder ausfiel und dann ins Mittelfeld beordert wurde. „Niemand weiß, wie es für mich gelaufen wäre, hätte sich Juri nicht verletzt“, sagt Dominik nur.

Für Oenning ist er trotz der leistungsmäßigen Achterbahnfahrt ein wichtiger Mosaikstein in Reihen seiner Aufstiegswilligen: „Es ist ein Unterschied, ob zwei Junge hinten dran sind, oder ob wir einen Rechtsverteidiger geholt hätten, der schon einen Namen hat. Wir haben Dennis Diekmeier jedenfalls nicht verpflichtet, weil wir Dominik nicht mehr haben wollen.“

"Werde meinen Platz nicht freiwillig abgeben"

Und der gibt sich nach außen plötzlich ungewohnt kämpferisch: „Ich werde meinen Platz nicht freiwillig abgeben.“ Um möglichst endgültig aus dem überlangen Schatten seines Vaters zu treten. Schließlich schaffte der mit dem Club 1980 auch den Sprung ins Oberhaus. Um es in seiner Karriere bis 1993 mit Nürnberg, Leverkusen und den Bayern nie mehr verlassen zu müssen. Markus Löser

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