Toten Eisläufer geborgen - Betretungsverbot für alle Münchner Seen
Seit Donnerstag ist es traurige Gewissheit: Der seit drei Tagen vermisste Eisläufer Gottfried Rechenauer (44) wurde von Tauchern auf dem Grund des Simssees gefunden.
SIMSSEE/WÖRTHSEE Es war kurz nach zehn Uhr am Vormittag, als die Taucher bei ihrer erneuten Absuche die Leiche des Bauunternehmers entdeckten. Gottfried Rechenauer war am Montag ins Eis eingebrochen und vor den Augen seiner ohnmächtigen Retter untergegangen. Das Eis war an der Einbruchstelle so dünn, dass die Helfer nicht zu ihm konnten. Als sich schließlich sogar ein Hubschrauber auf den Weg machte - ein Taucher wollte dem Ertrinkenden von oben ein Seil zuwerfen - war es bereits zu spät. Den 44-Jährigen verließen in dem eiskalten Wasser die Kräfte. Er ging unter.
Nachdem die Suche nach dem Verunglückten mehrmals wegen schlechter Sicht abgebrochen werden musste, stiegen die Taucher am Donnerstag erneut ins Wasser. Sie fanden den Toten etwa 20 Meter von der Einbruchstelle entfernt in 19 Metern Tiefe. Gottfried Rechenauer (44) war Vorstand der überregional bekannten Musikkapelle Großholzhausen. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.
„Uns ärgert so ein Leichtsinn"
Einen Tag vor der Tragödie auf dem Simssee waren am Sonntag auf dem Wörth-, dem Pilsen- und dem Schliersee insgesamt 19 Menschen ins Eis eingebrochen. Die meisten konnten sich selbst in Sicherheit bringen oder wurden von anderen Eisläufern und Passanten gerettet.
Eine Mutter (38) brach mit ihren beiden Kindern auf dem Wörthsee ein. Sie und ihr dreijähriger Sohn konnten sich in Sicherheit bringen, doch der Kinderwagen mit dem sechs Monate alten Baby drohte unterzugehen. Matthias Schremser von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) leitete den Einsatz: „Uns ärgert so ein Leichtsinn. Die Stelle ist als gefährlich bekannt – und die Mutter wurde von Passanten gewarnt.“
Arktische Temperaturen verleiten zu Leichtsinn
Schon fünf Minuten nach der Alarmierung war Schremser mit zwei Kollegen vor Ort. „Das ist eine der dramatischsten Szenen, die man sich vorstellen kann", so Kollege Lorenz Mittermeier. Der Kinderwagen stand etwa 400 Meter vom Ufer entfernt auf dem brüchigen Eis. Unverständlich: „Obwohl die Leute sahen, dass jemand eingebrochen war, blieben sicher 50 Leute weiterhin auf dem See“, sagt Schremser.
Die arktischen Temperaturen verleiten viele Menschen zu lebensgefährlichem Leichtsinn. Schremser: „Am Wörth- und am Pilsensee sind heuer schon mehr Leute eingebrochen als 2008. Allein am Wochenende 20 bis 30!“
Das Landratsamt hat inzwischen für alle Münchner Seen ein Betretungsverbot ausgesprochen. Jan Potthast von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung: „Wir geben generell die natürlichen Seen nicht frei, weil es sich um fließende Gewässer handelt.“ rh, job
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