Tote Delfine: Tierschützer fordern Akteneinsicht
Die Aktivisten der „Whale and Dolphin Conservation Society“ kämpfen gegen den Nürnberger Zoo: Verheimlicht der Tiergarten etwas? Chef Dag Encke kontert...
NÜRNBERG Sie wollen es ganz genau wissen. Woran starben die Delfine im Nürnberger Tiergarten? Jetzt forderten die Tierschützer der „Whale and Dolphin Conservation Society“ (Wal & Delfinschutzorganisation, kurz: WDCS) Akteneinsicht vor Gericht ein.
Nach Meinung ihres Sprechers Nicolas Entrup steht ihnen laut dem Umweltinformationsgesetz eine komplette Akteneinsicht zu. „Damit wir uns ein umfassendes Bild der Delfinhaltung und dem Tod der Tiere in Nürnberg machen können.“ Doch die Einsicht in die medizinischen Akten hat ihnen die Stadt verwehrt. Das Verwaltungsgericht Ansbach entschied gestern zugunsten der WDCS.
Ist der "Große Tümmler" gefährdet?
Doch die Stadt will die Akten nicht sofort rausrücken. „Wir warten nun die schriftliche Urteilsbegründung ab, gehen dann vielleicht in Berufung“, sagt Jens Oehler vom Rechtsamt. Denn der verhandelte Sachverhalt ist kompliziert – und die Argumentation der WDCS nicht unumstritten. Die Delfin-Schützer behaupten, dass die Delfinhaltung in Zoos nicht nachhaltig sei und dadurch über Umwege Delfine aus der freien Wildbahn gefangen werden müssen. Das schade der Population der „Großen Tümmler“.
Tiergarten-Chef Dag Encke kontert: „Angesichts von 300.000 toten Delfinen jedes Jahr, die in Fischer-Netzen verenden, haben die rund 200 Delfine in europäischen Zoos keinen Einfluss auf die Sterblichkeitsrate der Großen Tümmler in freier Wildbahn. Außerdem ist gerade der Große Tümmler nicht vom Aussterben bedroht.“
Desweiteren sei man in Europa auf einem guten Weg: „Über 58 Prozent aller Delfine stammen mittlerweile von Zoo-Tieren aus dem eruopäischen Zuchtbuch ab.“
M. Mai
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