Tödlicher Sturz – nur eine Blödelei?
Dominik M. warf seinen Kumpel nachts in den eiskalten Main – und behauptet, es sei nur eine Rangelei gewesen.
VEITSHÖCHHEIM Sven Z. (17) hatte keine Chance: Nach einem unkontrollierten Fünf-Meter-Sturz von einer Brücke in Veitshöchheim landete der Teenager nachts im 14 Grad kalten Main. Es war stockdunkel, Sven war betrunken, er verlor im Wasser die Orientierung, geriet in Panik. Nur zwei Mal gelang es dem jungen Mann noch, nach Hilfe zu rufen. Dann ging er unter. Erst eine Stunde später konnten Taucher seine Leiche bergen.
Für seinen Tod sitzt seit Mai sein Kumpel Dominik M. (18) in Haft. Er ist verantwortlich für den Sturz. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat nun Anklage erhoben, es geht um Körperverletzung mit Todesfolge. Die Justiz wirft Dominik vor, dass er den Tod des Freundes vor sechs Monaten fahrlässig verursacht hat.
Zwei Wochen vorher schlug er ihn
„Es gibt keine Motive, die einen Grund für einen Tötungsvorsatz liefern könnten“, erklärt Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager. Dominik selbst hat gestanden, den sich heftig wehrenden Sven bei einer Rangelei und Schubserei über das Geländer geworfen zu haben. Ob es vorher einen Streit unter den Teenagern gab, ist noch unklar. „Er stellt es als Blödelei unter Freunden dar“, so Ohlenschlager.
Nach dem tragischen Tod des angehenden Gärtners kochten in Veitshöchheim die Emotionen hoch. Als „Mörder“ und „Hurensohn“ wurde Dominik im Internet beschimpft. Der bullige 1,90-Meter-Mann war erst wenige Wochen vorher auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden. Dort saß er wegen einiger Gewaltdelikte ein. „Häng’ dich lieber weg im Knast, wenn du keine Qualen erleiden willst“, empfahlen ehemalige Freunde des Täters. Der Betreiber der Homepage musste die heftigsten Beschimpfungen löschen.
Der folgenschwere Schubser war wohl nicht der erste Rückfall des Gewaltbereiten. Zwei Wochen zuvor hatte er einem jungen Mann vor einem Lokal die Bierflasche weggenommen und daraus getrunken. Als der sich beschwerte, führte Dominik ihn ein Stück zur Seite – und schlug ihm dann mit der Faust ins Gesicht. Auch diese Tat ist mit angeklagt.
Andrea Uhrig