Tödlicher Brückenbau: Bereits dritter Einsturz
Das Unglück ist nicht die erste Tragödie für die Firma aus der Oberpfalz.
Werneck - Warum ist die Autobahnbrücke bei Schraudenbach in Unterfranken zusammengekracht? Es ist nicht die erste derartige Katastrophe, in die die Baufirma verwickelt ist. Ursula Haderlein, Chefin der Schweinfurter Staatsanwaltschaft, ist keine Bausachverständige, fachspezifische Expertin für eingestürzte Brücken gleich gar nicht. Entsprechend zurückhaltend fällt deshalb ihre Prognose aus, bis wann ein Ergebnis der Ursachenforschung vorliegen könnte. „Es wird Wochen, wenn nicht Monate dauern“, vermutet sie.
Die Firma Max Bögl hat ihren Sitz in Neumarkt in der Oberpfalz
Gerhard Eck (CSU), derzeit Innenstaatssekretär, bringt als gelernter Maurer mehr Kenntnisse aus der Branche mit, der Frontalcrash zwischen Brückenpfeiler 5 und 6, der ein Menschenleben und ein Dutzend Verletzte forderte, ist aber auch für ihn ein Rätsel. Standardarbeiten seien es gewesen, die zum Zeitpunkt des Unglücks auf der Baustelle ausgeführt worden seien, sagt er am Ort des Geschehens und wundert sich noch mehr. Schließlich sei hier eine erstklassige Firma im Auftrag der Autobahndirektion tätig.
Die Firma, die der Innenstaatssekretär meint, heißt Max Bögl, hat ihren Sitz in Neumarkt/Oberpfalz und ist ein international auftretender Konzern. Nach eigenen Angaben hat sich die Firmengruppe seit ihrer Gründung im Jahr 1929 von einem reinen Bauunternehmen zu einem Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit 6000 Mitarbeiter an fast 40 Standorten entwickelt.
Auf der Homepage klopft sich der Konzern werbewirksam selbst auf die Schulter: „Heute erstrecken sich die Aktivitäten über alle Bereiche und Schwierigkeitsgrade des modernen Bauwesens.“
Eine Antwort auf die Frage nach den möglichen Gründen für den Kollaps der Schraudenbacher Autobahnbrücke zwischen Pfeiler 5 und 6 hält das Unternehmen trotz aller Fachkompetenz nicht bereit. Ganz im Gegenteil.
Das Unternehmen arbeitet in Slowakei mit einer Partnerfirma
Die bei der Brücke verwendete Bauweise sei lange erprobt und habe sich bewährt, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns am Tag nach dem Unglück.
Etwas anderes, als das Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten, um mögliche Konsequenzen zu ziehen, bleibe nicht übrig. Wie kaugummiartig sich Ermittlungen in solchen Fällen in die Länge ziehen können, weiß das Unternehmen aus eigener Erfahrung.
Seit 2012 versuchen die slowakischen Behörden festzustellen, wer für den Zusammenbruch einer Brücke im Nordosten des Landes, in dem kleinen Ort Kurimany, letztendlich verantwortlich ist. Vier Arbeiter starben, 14 wurden zum Teil schwer verletzt. Das oberpfälzische Unternehmen ist in der Slowakei und Tschechien mit einem Partner unterwegs: Bögl&Krysl heißt die gemeinsame Firma, die in Kurimany für die Betonarbeiten verantwortlich war, der Rest fiel in den Zuständigkeitsbereich der slowakischen Firma „Vahostav – Sk“.
Verkompliziert wird die Wahrheitssuche der Behörden noch dadurch, dass von „Bögl&Kriysl“ ein Subunternehmen eingesetzt war. Das Verfahren ist bis heute noch nicht rechtskräftig abgeschlossen. Einer rechtlich ähnlichen Lage sah sich „Bögl&Krysl“ nur wenige Jahre zuvor schon einmal ausgesetzt. Reparaturarbeiten an einer maroden Brücke in Studenka in Tschechien unter der Regie der Firma endeten am 8. August 2008 in einer Katastrophe. Kurz nach zehn Uhr morgens raste der „Eurocity 108 Comenius“ auf der Strecke von Krakau nach Prag in die Betontrümmer der unmittelbar zuvor zusammengestürzten Brücke. 15 Menschen starben, fast 100 wurden verletzt.
Da auch noch ein weiteres Unternehmen an den Reparaturarbeiten beteiligt war, „Verkehrsbau Ostrava“, gestaltet sich die Frage nach den Verantwortlichen schwierig. Es gibt ein Gerichtsverfahren, aber noch kein Urteil.
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