Töchter 400 Mal sexuell missbraucht

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Ein 46-jähriger Familienvater aus dem Allgäu vergewaltigt jahrelang seine beiden Töchter - mit einer zeugt er sogar drei Kinder.
Memmingen - Ein zweiter, schrecklicher Inzestfall erschüttert Bayern. In einem Dorf im Landkreis Günzburg soll ein 46-jähriger Familienvater seine beiden Töchter über Jahre hinweg 400 Mal sexuell missbraucht haben. Mit einem der Mädchen zeugte er sogar drei Kinder. Am Dienstag nächster Woche muss sich der Montagehelfer deshalb vor dem Landgericht Memmingen verantworten.
Schutzlos waren Karina und ihre drei Jahre ältere Schwester Niki den Nachstellungen ihres Vaters ausgeliefert. Karina war gerade einmal sechs Jahre alt, als sich Frank-Jürgen L. zum ersten Mal an ihr verging. Während die Mutter der Kinder schlief, schlich er sich ins Zimmer seiner Jüngsten. Er forderte das Mädchen auf, sich auszuziehen, dann zwang er sie zum Geschlechtsverkehr. Aus Angst vor Schlägen wagte Karina nicht, sich gegen die sexuellen Übergriffe ihres Vaters zu wehren.
Jahrelang ging dieses Martyrium. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Karina im Lauf der Jahre von ihm hunderte Male missbraucht wurde. Ebenso wie ihre Schwester Niki. Laut den Ermittlungsbehörden hat der Mann seine Kinder über 400 Mal missbraucht. Meist tauchte Franz-Jürgen L. spät in der Nacht bei seinen Töchtern auf, wenn alle anderen schliefen. Weckte sie. Dann musste eine ihm entweder ins Wohnzimmer folgen, oder in die Garage, wo bereits eine Matratze bereit lag.
Mehrfach zog die Familie in den vergangenen Jahren um. Doch die nächtlichen Sex-Attacken des Vaters blieben. Er selbst schlief nicht bei seiner Frau sondern im Wohnzimmer. So blieb der Missbrauch lange unentdeckt. Auch die Großmutter, die mit im Haus lebt, bekam vom Leid ihrer Enkelinnen offenbar nichts mit. Frank-Jürgen L. verging sich regelmäßig an den Mädchen. Zweimal die Woche kam er zu ihnen, immer an ganz bestimmten Tagen. Egal ob Kinderzimmer, Wohnzimmer oder Garage – nirgends waren sie vor ihm sicher.
Einmal soll Frank-Jürgen L. seine jüngste Tochter sogar auf dem Balkon vergewaltigt haben. In einer lauen Sommernacht, in der das Mädchen unter freiem Himmel schlafen wollte, schlich er sich zu ihr.
Auch die ältere Schwester Niki war vor ihrem Vater nicht sicher. Als Zwölfjährige wurde sie von ihm zum ersten Mal vergewaltigt. Auch über sie fiel er nachts im Kinderzimmer her, zwang sie, mit ihm zu schlafen. Niki soll etwa 200 Mal missbraucht worden sein. Dreimal wurde Niki dabei von ihrem Vater schwanger. 2006 brachte sie einen Buben zur Welt. Die zweite Schwangerschaft endete mit einer Fehlgeburt. Letztes Jahr gebar sie noch ein Kind.
In dem kleinen Dorf im Landkreis Günzburg, in dem Frank-Jürgen L. mit seiner Frau, den Kindern und seiner Mutter die letzten vier Jahre lebte, ist man entsetzt. „Sie wirkten wie eine ganz normale Familie“, erzählt ein Nachbar. Eine ältere Frau berichtet: „Die Mädchen grüßten immer freundlich, gingen regelmäßig zur Kirche.“ Niemand im Dorf schien etwas von dem Inzestfall bemerkt zu haben.
Das Jugendamt habe sich um die Familie gekümmert, heißt es. Die Mädchen besuchten eine Förderschule, nichts deutete offenbar auf das Martyrium der Mädchen hin. Anfang 2011 setzte sich eine von ihnen mit einer Opferschutzorganisation in Verbindung. Dort erzählte sie von ihrem Vater. Eine Rechtsanwältin schaltete die Polizei ein.
Im Februar wurde Frank-Jürgen L. von der Polizei abgeholt. Seitdem sitzt der 46-Jährige in U-Haft. Am Dienstag beginnt der Prozess vor dem Landgericht Memmingen. Karina tritt in dem Verfahren als Nebenklägerin auf. Zwei Verhandlungstage sind angesetzt. Am Donnerstag wird das Urteil erwartet.
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