Tochter erstochen: Prozess gegen Vater einer jungen Türkin
SCHWEINFURTH - Sie war erst 15 Jahre alt. Sie musste wohl sterben, weil ihr Vater Probleme damit hatte, dass die Gymnasiastin nicht den muslimischen Weg mitgehen wollte. Der 46-jährige Vater des Mädchens steht wegen Mordes vor Gericht.
Sie war erst 15 Jahre alt. Sie musste wohl sterben, weil ihr Vater Probleme damit hatte, dass die Gymnasiastin nicht den muslimischen Weg mitgehen wollte. Von Mittwoch (24. Februar) an muss sich der 46-jährige Vater des Mädchens wegen Mordes vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat er seine Tochter im vergangenen Sommer aus Ärger über deren Lebenswandel und aus Angst um die Ehre seiner Familie mit nicht weniger als 68 Messerstichen umgebracht. Die Anklagebehörde geht von Heimtücke aus.
Die türkische Familie lebte in einem Mehrfamilienhaus am Rande der Schweinfurter Innenstadt. In der Nacht zum 24. Juni schlief das Mädchen auf der Couch im Wohnzimmer ihrer Großmutter, eine Etage unterhalb der Wohnung ihrer Eltern. Etwa gegen 3.00 Uhr nahm der Vater laut Anklage ein Messer aus der Küche seiner Wohnung und stürmte die Treppe hinunter in die Wohnung seiner Schwiegermutter.
Was dann passierte, beschrieb Karl-Heinz Schmitt, der Pressesprecher der Würzburger Polizei, damals so: „Dort stach er auf seine schlafende Tochter ein und verletzte sie mit einer Vielzahl von Messerstichen tödlich.“ Als Familienmitglieder einen Notruf absetzten und die Rettungskräfte wenig später eintrafen, kam für die Schülerin bereits jede Hilfe zu spät. Der damals 45-Jährige wurde kurze Zeit später festgenommen. Er hat die Tat gestanden.
Nicht nur der Hintergrund, auch die Brutalität des Inhabers einer Imbissbude löste damals eine heftige Debatte aus. Eine Frau, die eine langjährige gute Bekannte der Familie sein soll, äußerte damals im Internetforum der Würzburger „Main-Post“ erhebliche Zweifel an der Integrationsbereitschaft von Muslimen in Deutschland. „Beim Zusammenleben in einem Haus werden Erziehungsmaßnahmen insbesondere gegenüber Mädchen deutlich, die einem das Blut stocken lassen“, schrieb sie. „Da ist keinerlei Raum für Güte und Verständnis vonseiten der Eltern.“
Dagegen beschrieb ein Stammkunde den Mann, der sich jetzt für die Bluttat verantworten muss, als netten und zurückhaltenden Menschen. „Sein Deutsch ist nicht perfekt, aber ansonsten ist er ein Mensch wie du und ich“, schrieb der 23 Jahre alte Deutsche. Nach außen hin habe er den Eindruck eines gut integrierten Menschen vermittelt. Seine Tochter hatte öfters im Laden mitgeholfen. Dabei sei der Umgang zwischen beiden „total nett und normal“ gewesen.
Die Polizei berichtete dagegen schon wenige Stunden nach dem brutalen Mord von länger andauernden Differenzen zwischen Vater und Tochter. „Beide hatten völlig verschiedene Lebensauffassungen, die immer wieder zu Spannungen führten“, erklärte Polizeisprecherin Kathrin Reinhardt.
Das Schwurgericht sucht nun eine Antwort auf die Frage, was in jeder Sommernacht in den Vater gefahren ist. Zu der auf drei Tage angesetzten Verhandlung sind zwei Sachverständige und 25 Zeugen geladen. Das Urteil ist für den 1. März geplant.
dpa
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