Tiergarten-Krimi um Nürnbergs größte Scheibe
Das 4,30 mal 12,85 Meter große und 18 Tonnen schwere Mega-Fenster aus Acrylglas sollte längst in die Delfinlagune im Zoo eingepasst werden. Doch es treten immer neue Probleme auf...
NÜRNBERG Scheibenkleister: „Sie ist die heikelste Hürde auf der ganzen Baustelle“, gab Tiergarten-Direktor Dag Encke zu. Die 4,30 mal 12,85 Meter große und 18 Tonnen schwere Mega-Scheibe aus Acrylglas sollte eigentlich schon am Dienstag in die Delfinlagune im Zoo eingepasst werden. Doch der Einbau des 27,5 Zentimeter starken Monsters entwickelt sich zum tonnenschweren Krimi.
Rund 50 Meter trennen die 270.000 Euro teure Riesen-Scheibe nur noch vom Zielort. Doch dieser Endspurt hat es wahrhaft in sich: „Beim gut achtwöchigen Transport ging noch alles glatt“, so Encke. Doch seit die Spezialanfertigung aus Japan am Montag am Schmausenbuck ankam, schien sie sich keinen Meter mehr vom Fleck zu bewegen.
Erst am Dienstag stellte sich heraus, dass einer der beiden Kräne, die das gewölbte Mega-Fenster mitsamt einer 22-Tonnen-Traverse heben sollen, nicht ausreichen wird. So rollte am Dienstag ein neuer XXL-Kran mit Maximal-Hubkraft 500 Tonnen an.
Angst vor Wind und Wetter
Doch nun zerrt das Saugsystem, das die gewölbte Riesen-Scheibe über den künftigen Schautunnel wuchten soll, an den Nerven: Die Befestigung der Platten zwischen Scheibe und Traverse funktioniert nicht vollständig! Am Dienstag haftete nur bei fünf der sechs Platten das Vakuum-Prinzip.
„Wir gehen immer auf Nummer sicher“, sagt Bauleiterin Astrid Riemer vom Hochbauamt der Stadt Nürnberg. Schließlich hängen 270.000 Euro am seidenen Faden. Der Albtraum wäre ein Zerbrechen von Nürnbergs größter Scheibe, die immerhin zehn Tonnen Druck standhält. Das würde den Zeitplan der ganzen Lagune durcheinanderwirbeln. Und auch das Wetter muss beim Einbau passen: Wind könnte die Glasplatte in der Luft gefährlich schwingen lassen. „Das Risiko können wir nicht eingehen“, so Encke.
Selbst das letzte Einpassen der Scheibe ist nochmal höchste Maßarbeit: Das Acryl mit der fünf Meter breiten Traverse muss erst über einen sieben Meter breiten Spalt eingefädelt werden, bevor es in der Betonwand verankert wird. „Zwischen Außenkante der Scheibe und Beton bleiben nur 35 Zentimeter Spielraum“, so Encke.
Trotz der tagelangen Zitterpartie hat der Zoo-Boss seinen Humor nicht verloren: „Solange die Scheibe ganz ist, kann ich noch lachen.“ Am Donnerstag nun startet der nächste Einbau-Versuch. Ab Sommer 2011 soll das Sichtfenster den Blick ins bis zu sieben Meter tiefe Delfin-Wohnzimmer öffnen. In den mit 5,3 Millionen Litern Salzwasser gefüllten Becken werden dann bis zu 14 Tiere leben. scs
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