Tiefgaragenmord: Verteidigung fordert Freispruch

NÜRNBERG - Es geschah im März 1999: Eine junge Arzthelferin wurde in einer Tiefgarage in Erlangen mit mehreren Messerstichen getötet. Die Verteidigung des Angeklagten fordert jetzt Freispruch.
Im Prozess um den Erlanger Tiefgaragenmord hat die Verteidigung Freispruch für den Angeklagten gefordert. „Die Indizienkette reißt an mehreren Stellen“, sagte Anwalt Peter Doll am Freitag in seinem Plädoyer vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. Die Argumente, die den Angeklagten überführen sollten, seien zu schwach; die Beweisführung der Staatsanwaltschaft verlaufe nach dem Motto: „Was nicht passt, wird passend gemacht“.
Mit zahlreichen Messerstichen getötet
Die Anklage hingegen ist überzeugt, dass der 45 Jahre alte Landschaftsbauer im März 1999 eine Arzthelferin mit zahlreichen Messerstichen in der Tiefgarage ihres Arbeitgebers tötete. Das angenommene Motiv: Der Mann hatte Angst, seine von ihm sexuell missbrauchte Tochter könne sich der jungen Frau offenbaren. Den Missbrauch selbst hatte der Angeklagte gleich am ersten Prozesstag unumwunden zugegeben. Sein Verteidiger forderte deshalb, dieses Geständnis strafmildern zu bewerten.
Beim Hauptvorwurf blieb der Anwalt jedoch hart: Sein Mandant habe die 27-Jährige damals nicht erstochen. Die Aussagen mehrerer Zeugen seien nicht zuverlässig: So habe einer in der Tiefgarage einen Mann am Kofferraum eines weißen BMW hantieren sehen, der Angeklagte fuhr aber einen weißen Audi. Ein anderer Zeuge habe statt des Audi 80 einen Audi 100 aus der Tiefgarage rasen sehen.
Zeugen seien "unglaubwürdig"
Auch die Knastbrüder aus der Untersuchungshaft, die verschiedene Details wussten, hätten lediglich auf Haftvergünstigungen oder ein milderes Urteil spekuliert und seien deshalb unglaubwürdig. Am stärksten wiegt nach Ansicht des Verteidigers jedoch das überbewertete Motiv: Sein Mandant habe nicht wissen können, wem sich seine Tochter außer ihrer Patin womöglich noch anvertraut hatte. „Nach der Logik hätte der Angeklagte halb Dechsendorf umbringen müssen“, betonte Doll.
dpa