Thomas Goppel über Denkmäler und Rassismusvorwürfe
München (dpa/lby) - Thomas Goppel, Vorsitzender des Landesdenkmalrats, sieht das Stürzen von Denkmälern wegen Rassismus- und Kolonialismus-Vorwürfen kritisch. "Wenn das neue Maß der "Rassismus-Puristen" unserer Tage an Denkmälern angelegt und umgesetzt werden müsste, dann wäre nichts und niemand aus dem Mittelalter bis in die neuere Zeit davor gefeit, einem ständigen Wühlprozess ausgesetzt zu sein", sagte der frühere bayerische Wissenschaftsminister dem "Main-Echo" (Montag). "Ganz frei von mobilisierbarer Animosität - ausgelöst von Wut, Neid, Gehässigkeit und so weiter - wäre wohl keine Zeit und Gesellschaft, auch keine Person." Auch viele Häuser- und Namensbenennungen aus der Zeit der DDR seien angreifbar.
Dass in den USA Denkmäler von Persönlichkeiten demontiert werden, denen Unterstützung der Sklaverei vorgeworfen wird, hat laut Goppel mit einem Versäumnis zu tun. Völker und Regierungen hätten es verpasst, die örtliche Geschichte und Geschichten zu verarbeiten, aufzuklären und dann die Erinnerungszeichen dementsprechend zu markieren und so Gelegenheit zu schaffen, aus der Geschichte des eigenen Umfeldes zu lernen. Ein positives Beispiel für so eine Aufarbeitung sind seiner Ansicht nach die Stolpersteine. In vielen Städten erinnerten sie an die verbrecherische Regimezeit der Nazis und die unerträgliche Verfolgung der Juden.
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